Von jung und angejahrt in Wort und Bild

Lebenszeichen und Textschnipsel

Heute ist Donnerstag. Und damit Zeit für #einsatzziehtaus – einem inspirierenden Instagram-Vernetzungsprojekt von Autorin Ella Stein, an dem ich mich seit einer Weile auch (un)regelmäßig beteilige:

Diesmal sind es gleich mehrere Sätze, die bei mir ausziehen dürfen.

Wobei die Vorgabe, sich auf einen aussagekräftigen Satz fokussieren zu müssen, unzweifelhaft eine sehr schöne und sinnvolle Übung ist.

Ähnlich wie bei einem (Elevator) Pitch. Höllisch schwer, aber knallt richtig gut rein, wenn man es drauf hat. Wenn … 😉

Einer der Kommentatoren unter diesem Instagrampost ist jemand aus der Riege der Gitarristen, der im Rahmen meiner diesbezüglichen Videos auf mich aufmerksam geworden war.

„What does it mean …?“, erkundigte er sich.

Ich erklärte ihm, dass es sich um ein Zitat aus meinem aktuellen Romanprojekt handele.

„Are you a novel writer?“ fragte er.

Meine Finger schwebten für einen Moment etwas unschlüssig über der Tastatur.

„Yes, i am“, erwiderte ich endlich. Ohne wenn und aber. Nachdem ich mich einer ähnlichen Situation vor ein paar Wochen entsonnen hatte.

Da war ich mit S. auf einem Gitarrenkonzert. Mein erster Konzertbesuch seit vielen, vielen Jahren. Es war wundervoll. Eine grandiose, gleichermaßen virtuose wie berührende Darbietung. Der Künstler ein Ausnahmetalent. Da S. und er sich persönlich kennen, setzte man sich im Anschluss an das Konzert noch für ein Weilchen zusammen.

So kam es, dass mich dieser begnadete Musiker fragte, was ich denn so mache.

„Ich schreibe“, antwortete ich. Ein wenig ausweichend. „Letztes Jahr habe ich meine ersten Bücher veröffentlicht. Aber alles im kleinen Rahmen. Ich hab ja noch zwei Kinder daheim.“ Blablablub.

Später meinte S., dass ihn das sehr ärgere, wenn ich mich immerzu entwerte. Als wäre ich so ein Hausmütterchen, das halt ein bisschen vor sich hintippt.

Ja, ich weiß, dass ich mich so dargestellt habe. Absichtlich sogar.

Doch warum eigentlich?

Heute habe ich mich daran erinnert und mich entschieden, ohne Einschränkung zu dem zu stehen, was ich im Herzen schon war, lange bevor ich ein Buch veröffentlicht hatte: Eine Schriftstellerin.

10 Kommentare

  1. Erinnye

    Gratuliere, finde ich schön. Du brauchst dein „Licht nicht unter den Scheffel stellen“, zeige ruhig stolz anderen was du bist.

    • Federfarbenfee

      Danke dir für deine herzlichen Worte! Nun ja, es wird trotzdem ein wenig dauern, bis es sich nicht mehr wie Hochstapelei anfühlt. Früher habe ich in einem neuen Job auch oft gedacht: „Irgendwann fliege ich auf. Irgendwann merken die, dass ich gar nicht so toll bin, wie sie meinen und dass ich eigentlich Null Ahnung habe, von dem, was ich da tue.“ Mit wachsender Erfahrung und Routine hat sich das relativiert. Das Schreiben begleitet mich aber schon immer. Und dennoch halte ich mich für anmaßend, wenn ich von mir selbst als Schriftstellerin spreche. Doch wenn ich mich selbst nicht ernst nehme, wie kann ich dann erwarten, dass es andere tun?

  2. Gloewr

    Ja, ich denke, man kann Dichter sein, auch ohne etwas zu schreiben. Dann ist man es halt nur im eigenen Kopf. Die Leute glauben natürlich nur, was sie sehen. Deshalb machen Veröffentlichungen Sinn. Schriftstellerin warst du aber schon dein ganzes Leben lang und wirst es auch bleiben.

    • Federfarbenfee

      Das hast du jetzt schön gesagt. Und dein Kommentar regt zum Nachdenken an. Gerade, was die Veröffentlichungen angeht. In meiner Eigenschaft als passionierte Leserin bin ich sehr froh darüber, dass Autoren ihr Gedankengut und ihre Geschichten mit der Welt teilen. Ich finde es nämlich äußerst spannend, zu erfahren, was in den Köpfen anderer Menschen vor sich geht. 🙂

  3. phoebeweather

    Yes, I am. Drei so simple Worte, die doch so viel in sich tragen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie du mit dir gekämpft hast, aber finde es umso toller, dass du dann so geantwortet hast. Spätestens seit deinem Output der Trilogie brauchst du dich da doch wirklich nicht mehr zu verstecken, aber natürlich dauert es, bis so etwas auch im Selbstbild fest verankert ist, grade wenn es leider eine lange Tradition der Selbstabwertung gibt. Aber damit kann man ja auch mal brechen und sich mit kleinen Gesten an eine neue Sicht auf sich selbst gewöhnen 🙂

    • Federfarbenfee

      Ja, gerade im Englischen hat diese Aussage irgendwie noch mehr Präsenz, finde ich. Danke für deinen Zuspruch! Ja, die Veröffentlichung meiner Trilogie und das entsprechende Feedback stärkt mir definitiv den Rücken. Trotzdem flackert hin und wieder dieses fiese Stimmchen auf, das einem einzuflüstern versucht, dass ein Selfpublisher kein Verlagsautor und damit kein offiziell anerkannter Schriftsteller ist. Das ist wohl noch ein Relikt veralteten Schubladendenkens. Zum Glück hat sich diesbzgl. viel verändert in den letzten Jahren.

      Das hast du sehr schön formuliert – das Brechen mit der langen Tradition der Selbstabwertung. Genau: Peu à peu arbeite ich daran, mein schöpferisches Ich von allen einschränkenden Selbstzweifeln frei zu meißeln. 🤗

  4. Milou

    Ich kenne das Problem mit der Selbstabwertung. Im Inneren weiß man, was man kann und dass es gut ist. Aber nach außen hin verkauft man sich weit unter Wert. Da ist es sehr positiv, dass du hier ein erstes Ausrufezeichen gesetzt hast, dem hoffentlich noch weitere folgen werden 😘

    • Federfarbenfee

      Ja, ich bin mir sicher, dass vielen dieses Problem wohlvertraut ist. Vielleicht ist es ein Stück weit auch Selbstschutz. Wer nicht hoch fliegt, wird auch nicht so tief fallen. Und lieber rede ich mich gleich selbst schlecht, bevor ein anderer mich angreift. So richtig konsistent ist mein Selbstbild auch im Innersten nicht. Ich zweifle schon sehr häufig an mir. Bisweilen ist das auch tagesformabhängig. Heute finde ich vielleicht ganz gut, was ich fabriziert habe. Morgen halte ich es aber vielleicht schon für dilettantischen Mist. Aber das gehört wahrscheinlich auch dazu.
      Danke für deine lieben Worte ❣ (⬅️ Stichwort Ausrufezeichen. :))

  5. mohseschoh

    Ich verstehe dass es ein Kampf für Dich ist, aber Du machst das richtig(e)! Es ist immer leicht gesagt: „Glaub an Dich!“ Aber nur indem Du es versuchst, wird auch was draus!

    • Federfarbenfee

      Wahre Worte! Danke dir für deinen Zuspruch!

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