Von jung und angejahrt in Wort und Bild

Schlagwort: Geschichte (Seite 1 von 5)

In the long run we are all dead …

… zitierte mein Vater kürzlich, aber nicht zum ersten Mal, John Maynard Keynes.

Und diese Tatsache, gepaart mit meinem starken Bauch(-über-Kopf-)Gefühl und der globalen Gesamtsituation, ist die beste Begründung dafür, dass ich inzwischen sehr viel mehr im Moment lebe als früher.

Wenn es nicht gerade um Umwelt- und Klimaschutz geht, interessiert mich alles, was sich auf lange Sicht auszahlt, ehrlich gesagt immer weniger. Mal ganz davon abgesehen, dass mein ureigenes Wesen noch nie ein besonders vernünftiges, aber dafür schon immer ein sehr emotionales war.

Wie schnell das, was in Stein gemeißelt schien, den Bach hinuntergehen kann, habe ich schon oft genug mitbekommen. Insbesondere dann, wenn es sich um Menschen handelt. Um ihre Gesundheit, die körperliche wie auch die mentale und um ihre hochtrabenden Versprechen und Bündnisse. Und das sage ich als jemand, dem es noch sehr viel bedeutet, jemandem sein Wort zu geben.

Allein meiner Kinder wegen richte ich den Blick überhaupt noch auf die Zukunft. Andernfalls würde ich inzwischen wohl kaum über die nächsten paar Monate hinausdenken.

Meinen letzten Beitrag vom Februar hatte ich kurz nach der Veröffentlichung wieder auf „privat“ gestellt, weil er mir im Hinblick auf meine Schreiberei zu radikal erschien.

Das Schreiben gehört mehr zu mir als mein Name an der Tür.

Ich habe tief in mich hineingespürt und dort brennt dieses Feuer noch hell und kräftig.

Der eigentlich Knackpunkt ist ein anderer.

Mir fehlt zunehmend der Zugang zu fiktiven Welten. Sowohl lesender- als auch schreibenderweise. Mein reales Leben ist bunt, turbulent und herausfordernd genug. Es bietet wenig Zeit, aber dafür viel Thrill und zum Glück auch Liebe.

Damit fallen diese beiden Genres schon mal flach, haha, bzw. reizen sie mich derzeit kaum. Dabei habe ich früher einen Thriller nach dem anderen inhaliert.

Aber aufgrund der ganzen echten Spannung – auf Mikro- wie auf Makroebene – habe ich irgendwie gerade keinen Nerv dafür, mir künstliche Dramen aus den Fingern zu saugen oder in die anderer Autoren abzutauchen. Hin und wieder mag mir das kurzfristig gelingen, aber halt „not in the long run“.

Schon lange habe ich kein Buch mehr in einem Rutsch durchgelesen, mich schon ewig nicht mehr völlig in einem verloren.

Leider?

Ich weiß es nicht. Dieser fortschreitende Prozess ist für mich nicht an ein „Verlustgefühl“ gekoppelt. Im Gegenteil: Ich fühle wesentlich mehr Fülle in meinem Leben als früher.

Vielleicht hängt es auch mit dem Alter zusammen. Je länger ich auf dieser Erde weile, desto weniger kann ich mit den gängigen Vorstellungen, Normen und Zielen anfangen. Zumal ich ohnehin von jeher eher gegen als mit dem Strom geschwommen bin. Und sobald ich merke, dass in Büchern die üblichen Klischees bedient werden, bin ich raus.

Ab und an fesselt mich ein Roman dennoch für gewisse Zeit – aufgrund des historischen oder aktuellen realen Bezugs etwa. Oder einfach wegen des höllisch guten Schreibstils wie z.B. bei „Dunkelgrün fast schwarz“ von Mareike Fallwickl.

Trotzdem ist es einfach nicht mehr das Gleiche wie früher.
Und wenn ich selbst mit dem Schreiben zuverlässig und dauerhaft „mein Geld verdienen“ möchte, muss ich ständig schreiben, ohne Unterbrechungen am Ball bleiben und im Jahr mehrere Bücher raushauen. Ansonsten kann ich mir mit den paar „Notscherln“ nicht mal ein gescheites Taschengeld zusammenkratzen.

Doch Schreiben wie am Fließband killt bei mir die Kreativität.
Das bin ich einfach nicht, auch wenn ich unter Druck zu Höchstform auflaufen mag. Wobei Letzteres vor allem dann funktioniert, wenn es um außerordentliche Anlässe geht, aber – ihr ahnt es schon – „not in the long run“.
In the long run lege ich zuerst einen Zwischenstopp bei meinem alten Kumpel „Burn Out“ ein, bevor ich schlussendlich eh abnippele. Also, auf diesen Zwischenstopp kann ich getrost verzichten.

Im Klartext heißt das, dass gerade 250 fertige FSK-40-Seiten auf Halde liegen. Ich hoffe, dass sich das bald wieder ändert, denn ich denke schon, dass die Geschichte gut ist. Aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt kann ich leider für nichts garantieren.

Was jedoch so sicher ist wie das Amen in der Kirche: Schreiben werde ich immer. Sieht man ja auch an diesem Blog. Im Gegensatz zu meinem Roman war der wirklich schon todgeweiht. Und irgendwann, wenn schon niemand mehr damit rechnet, komme ich doch wieder mit einem Beitrag um die Ecke. Hehe.

Dass das keine erfolgsversprechende Businesstaktik ist, braucht mir niemand zu erzählen. Das weiß ich schon selbst. Auch wenn ich weniger wirtschaftliches Verständnis und Handeln an den Tag lege, als man gemeinhin von einer diplomierten Kauffrau erwarten möchte – doch so viel ist zumindest noch hängengeblieben.

Aber in meinem Fall beißen sich Muse und Profitdenken wirklich dermaßen, dass es nicht nur schmerzt, sondern umbringt. Das eine das andere.

Wenn alle Stricke reißen, stelle ich mich wieder als Verkäuferin beim Bäcker rein. Die Fresserei geht immer und selbst als Studentin habe ich mit dieser Tätigkeit in einem Monat mehr Kohle verdient als mit der Schriftstellerei in einem Vierteljahr.

Auch Regale im Supermarkt einzuräumen halte ich für eine durchaus überlegenswerte Option. Hauptsache, ich kann weiterhin Gitarre spielen. Was Jobs angeht, bin ich wenig anspruchsvoll, null karriereorientiert – sogar als eine Karriere noch möglich erschien – und ziemlich anpassungsfähig.

Es wäre wohl auch ganz zweckmäßig, wenn mich mein Brotjob kognitiv und zeitlich nicht mehr so fordert wie früher. Es gab Jahre, da habe ich es gerade noch zum (Nicht)Pennen nach Hause geschafft, um dann frühmorgens wieder im Büro zu sitzen.

Und wofür?

Ich war damals voll am Arsch und meine musische, lebensspendende Quelle komplett versiegt.

Apropos Wasser: Nach einem deftigen Wasserschaden aufgrund unserer maroden Kupfer-Wasserleitungen – die waren ungefähr so alt wie ich – mussten wir in den sauren Apfel beißen und diese tickenden Zeitbomben eliminieren und in diesem Zusammenhang auch das gleichaltrige Bad erneuern. Für gut einen Monat haben wir hier nun eine Dauerbaustelle, keine Dusche und keine Badewanne.

Einige Tage lang hatten wir auch kein warmes Wasser im Haus und da hab ich es wie bei Oma gemacht und für die Körperwäsche Wasser gekocht und in die Spülwanne gegeben. (Okay, Oma war nicht der Luxus eines Wasserkochers vergönnt.) Irgendwann war das jedenfalls auch normal. Eine gewisse Anpassungsfähigkeit wurde dem Menschen dereinst also durchaus in die Wiege gelegt.

Und dieses Wissen verleiht mir Kraft und Zuversicht.

Solange es mir körperlich und mental gut geht, vermag ich auch mit unerwarteten und schwierigen Situationen umzugehen und zuzupacken, wenn es nötig ist.

Bin ich hingegen komplett schlaflos und ein nervliches Wrack, weht mich schon der kleinste Pups um.

Ergo sorge ich dafür, dass es mir gut geht.

Warum habe ich ausgerechnet einen Husky?

Weil er uns gut tut und weil mir die täglichen 10km-plus-Märsche gut tun. Tatsächlich laufen wir in der Woche im Schnitt um die 100km. Das erdet mich und hilft mir beim Schlafen. Dies wiederum macht mich wesentlich erträglicher – auch für mein Umfeld.

Warum spiele ich so viel Gitarre?

Weil sie mir so, so, so gut tut!

Warum mache ich YouTube-Videos?

Weil es mir Freude bereitet und diese Freude mir natürlich gut tut.

Meinem Eiliensche übrigens auch. Wohldosiert. Und das ist okay. Ich dränge mein Kind zu nix.

Dies ist der Argentinische Tanz von Tatiana Stachak, den wir bereits vor Längerem angekündigt hatten:

„Wenn die Toten reden“ – „Gothic Girl (Teil 3)“ / Und ein wenig Alltagsblabla

Zwischen „In der Weihnachtsbäckerei“ und „Mary`s Boychild“ poste ich nun das vorletzte Kapitel meiner Gruselgeschichte.

Um kurz off topic zu bleiben: Es war eine meiner besten Entscheidungen überhaupt, mir im Sommer letzten Jahres und im fortgeschrittenen Alter von 42 Jahren einen langgehegten Traum zu erfüllen und das Gitarrespielen zu erlernen. Angefangen habe ich mit Lagerfeuergitarre und reiner Liedbegleitung. Inzwischen bin ich auch in der Lage, das ein oder andere etwas komplexere Stück zu zupfen und selbst Barré-Akkorde sind inzwischen kein Hexenwerk mehr.

Ich glaube, so viel Dopamin wie beim Gitarrespielen schütte ich nicht mal beim Schokoladefressen aus. : D Dieses Instrument ist Balsam für meine Seele – gerade nach den letzten beiden Nächten, die ich mal wieder fast komplett durchgemacht habe. Und auch den Kindern kommt es zugute, dass Mama jetzt wieder vermehrt mit ihnen musiziert.

So, nun aber folgt endlich der 3. Streich:

~♱ Gothic Girl (Teil 3) ♱~

Konnte Angst einen umbringen?

Wenn nicht, würden Sabine wohl stattdessen diese elendigen Kopfschmerzen dahinraffen. Die Intervalle zwischen den Attacken wurden immer kürzer. Trotz der Schmerztabletten.

Wahrscheinlich war sie so zugedröhnt mit Medikamenten, dass sie wie blöd halluzinierte. Gut möglich, dass das Mädchen sowieso nur in ihrer Phantasie existierte.
Und selbst, wenn nicht? Was konnte ihr dieses klapprige Gestell schon groß antun? Sabine ging doch eh schon durch die Hölle.

Sollte sie es nicht besser einfach aushalten? Dass sie gleich von einem Geist berührt würde?

Wegrennen war jedenfalls nur auf den ersten Blick eine verlockende Option. Das Mädchen würde keine Ruhe geben und sie Tag und Nacht weiterverfolgen. Und dafür musste es einen Grund geben. Aus reinem Spaß an der Freude machte sich der Gruftie hier sicher nicht die Mühe, Sabine zu schikanieren. Und wie sagte man so schön: Lieber ein Ende mit Schrecken statt ein Schrecken ohne Ende.

Trotzdem wich Sabine reflexartig zurück, als ein dürrer, leicht transparenter Zeigefinger sich anschickte, ihren Brustkorb zu durchbohren. Nur eine Sekunde später wurde ihr Herz in einen unsichtbaren Gefrierschrank gesperrt. Es krampfte sich schmerzhaft zusammen und Sabine war auf einmal furchtbar kalt. Sowohl ihre Körper- als auch die Umgebungstemperatur schienen plötzlich um mindestens zwanzig Grad gefallen zu sein. Und dank der grellen Blitze, die durch ihren Schädel zuckten, konnte sie außer gleißenden Lichtern, bunten Nachbildern und tiefer Schwärze in den kurzen Gewitterpausen nichts mehr sehen.

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„Wenn die Toten reden“ – „Gothic Girl (Teil 2)“

(Da diese Kurzgeschichte ein Vierteiler ist, muss ich mich beeilen mit dem Einstellen. Schließlich beginnt am Sonntag die stade Zeit und in meiner Geschichte geben ja nicht mal die Toten Ruhe. Da es sich hier um einen familienaffinen Blog handelt, wären spätestens ab dem ersten Advent eher weihnachtliche Erzählungen angebracht.)

PS: bezüglich des Weiterlesen-Tags wisst ihr ja jetzt Bescheid.)

~♱ Gothic Girl (Teil 2) ♱~

„Füße runter vom Armaturenbrett!“, keifte Sabine ihren Sohn an, obwohl sie wusste, dass ihr Verhalten unfair und, etwaige Sicherheitsbedenken einmal außen vor, ziemlich unangemessen war. Zum einen genoss sie es selbst, ihre Beine hochlegen zu können, wenn sie mal die Rolle der Beifahrerin innehatte – was leider schon ewig nicht mehr vorgekommen war. Und zum anderen verdiente es Max völlig unabhängig von diesem fadenscheinigen Anlass nicht, dass sie ihren ganzen Frust an ihm abließ.

Eigentlich brauchte sie sich nicht darüber wundern, dass er zu so einem ungehobelten Stinkstiefel mutiert war. Der Fünfzehnjährige war einfach nur der perfekte Spiegel seiner Mutter.

Davon ab hatte er sie sowieso nicht gehört. Dank der harten Metalklänge, die aus seinen InEars drangen und die aufgrund ihrer nerven- und trommelfellzerfetzenden Lautstärke auch für Sabine deutlich vernehmbar waren und so etwas Antiquiertes wie ein Autoradio völlig überflüssig machten. Doch trotz dieses positiven Aspekts war das Smartphonekonzert, welches mit Sabines eigenem Musikgeschmack nur bedingt konform ging, Gift für ihre Kopfschmerzen, die sie nun wieder seit einer guten Stunde malträtierten. Und von Minute zu Minute wurden sie unerträglicher.

„Ist doch alles Scheiße!“, murmelte sie und trommelte mit den Fingerspitzen entnervt auf dem Lenkrad herum. Wohl in der aberwitzigen Hoffnung, damit das Gehämmere in ihrem Schädelinneren und das Gewummere aus Max’s Kopfhörern zu übertönen.
Sie hatte bereits 1.200mg Ibuprofen intus. Und der Tag war noch jung. Eigentlich sollte sie sich die verbleibenden Tabletten einteilen. Nicht nur, weil sich schon jetzt ein flaues Gefühl in ihrem Magen breitmachte – eine bekannte Nebenwirkung dieses Schmerzpräparats.

Aber sie hielt es einfach nicht mehr aus.
Ein wenig unsanft zog sie ihrem Sohn den Stöpsel aus dem linken Ohr.
„Was ist?“, murrte er nicht gerade entgegenkommend.
Oh ja, sie waren schon ein echtes Dreamteam.
„Kannst du bitte deine Mucke um ein paar Dezibel runterdrehen und mir meine Tabletten aus dem Handschuhfach holen? Da hast du gerade deine Füße drauf geparkt. Bitte. Danke.“
„Geht klar“, sagte er und nahm tatsächlich die Beine von der Ablage. Er war sogar so umsichtig, die Ibu aus dem Blister zu pulen und Sabine seine Wasserflasche anzubieten, die er neben sich im Seitenfach verstaut hatte. Völlig perplex angesichts dieser Gentlemanallüren sah Sabine großzügig darüber hinweg, dass Max seine Musik nicht wirklich leiser stellte. Alles schien sie in Sachen Erziehung wohl doch nicht verkehrt gemacht zu haben.

Zum Glück dauerte es nicht lange, bis das Medikament Wirkung zeigte, auch wenn diese voraussichtlich nicht ewig anhalten würde. Aber vielleicht zumindest solange, bis sie sie diese Nebelwand hinter sich gelassen hatten.
Während Sabine angestrengt durch die Gläser ihrer Brille, die sie glücklicherweise nur zum Autofahren benötigte und durch die Windschutzscheibe in die wabernden, grauen Schwaden starrte, die leider eher dichter statt lichter wurden, wanderten ihre Gedanken wieder zurück zu dem Mädchen aus dem Traum.

Wäre das hier ein Film, würde es sich bei dieser punkigen Gruselpuppe garantiert um irgendein Mobbingopfer handeln, das nun, nach seinem gewaltsam herbeigeführten Ableben, Rache an seinen Peinigern übte. Aber einerseits war Sabine gar nicht sicher, dass das Mädchen wirklich tot war und andererseits war sie in ihrer Jugend selbst diejenige gewesen, die von hippen Cliquen-Girlies bis über die Schmerzgrenze hinaus gemobbt wurde. Abgesehen von den üblichen Bitch Fights unter Mädchen konnte sie sich nicht daran erinnern, ein anderes Mädchen auch nur gepiesackt zu haben. Eher hatte sie sich mit den „Ausgestoßenen“ solidarisiert.

„Mensch, Mama, pass doch auf!“ Max griff ihr hektisch ins Lenkrad. Dass er gar so kieksig klang, lag offensichtlich nicht nur daran, dass er sich im Stimmbruch befand. Sie waren gerade haarscharf an der Leitplanke vorbeigeschrammt.
Sabine fiepte erschrocken.
„Was ist los mit dir? Sekundenschlaf?“, fragte Max. Er musterte seine Mutter besorgt und für einen Moment kam sie sich vor, als sei sie das Kind und er der Erwachsene.
„Nein, nur der blöde Nebel. Ist alles so verschwommen.“
„Und du bist total benommen“, erwiderte Max und lachte kurz über sein Wortspiel. Aber er sah nicht wirklich amüsiert aus. Eher so, als würde er darüber nachdenken, ob seine Mutter noch alle Tassen im Schrank hatte. „Wir sind doch schon längst raus aus dem Nebel. … Ok, die Windschutzscheibe ist etwas beschlagen. Meinst du das mit ‚verschwommen‘?“ Er löste zögerlich seine Hand vom Steuer und wischte mit dem Saum seines Sweatshirts über das Glas. „Wird echt Zeit, dass ich den Führerschein mache.“

Leider mussten er und Sabine sich da noch ein paar Jährchen gedulden, auch wenn sie Max auf den Feldwegen am Ortsrand schon seit mehreren Monaten Fahrunterricht gab. Die Bauern juckte das nicht groß. Deren Sprösslinge heizten schon mit Dreizehn auf dem Quad oder dem Traktor durch die Gegend.

„Ja, ich kann’s auch kaum erwarten, selbst wieder die Beine hochzulegen“, erwiderte Sabine und Max grinste. Scheinbar ging er davon aus, dass Sabine wieder die Alte war.
Doch Max bot sich hinter der inzwischen blitzblanken Windschutzscheibe offensichtlich eine andere Welt als ihr. Sie konnte in der Nebelsuppe gerade so die Fahrbahnbegrenzung und ungefähr fünf Meter vom Mittelstreifen erkennen. Aber das sagte sie Max lieber nicht. Was würde es schon bringen, wenn sie ihn erneut beunruhigte? Hier, auf der Autobahn konnte sie ihn kaum ans Steuer lassen und sie hatten es ja auch nicht mehr weit. Gesetzt den Fall, diese Straße würde sie wirklich zum Friedhof führen und nicht geradewegs in die Hölle. Irgendwie war es schon höchst eigenartig, dass sich ihre Wahrnehmung gerade so sehr von der ihres Sohnes unterschied.

Sie schüttelte sich kurz, in der Hoffnung, damit die klammen Finger, mit denen die aufkeimende Panik tückisch langsam ihren Rücken emporkroch, loszuwerden. Max stöpselte derweilen wieder seine Kopfhörer in die Ohren. Sabine hätte nie gedacht, dass Heavy Metal sie beruhigen könnte. Aber tatsächlich erdeten sie die harten Beats. Sie vermittelten ihr ein Gefühl von Normalität und Geborgenheit.

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Gruselige Kurzgeschichten: „Wenn die Toten reden“ – „Gothic Girl (Teil 1)“

Hey, nicht gleich wegclicken! Ihr seid hier schon noch richtig auf dem Blog der Federfarbenfee.

Derzeit bin ich ja schwer damit beschäftigt, meine Liebesroman-Trilogie unter Dach und Fach zu bringen. Daher fehlt mir aktuell einfach die Zeit und der Nerv, in die komplexe Welt von „Am Anfang war Lila“ einzutauchen. Dieser, mein eigentlicher Romanerstling ist sowohl auf dem Blog als auch auf Wattpad in den Dornröschenschlaf gefallen, als meine zartherbe Liebesgeschichte allmählich (eine monströse) Gestalt angenommen hat. Und auch wenn „Am Anfang war Lila“ sich danach sehnt, endlich fortgesetzt zu werden, muss es leider solange warten, bis der (Ex-)Schmelz eingetütet ist und meine Gedanken „lilatechnisch“ wieder freie Bahn haben.

Einstweilen können jedoch ein paar Aufwärmübungen für meinen Gruselschreibmuskel nicht schaden. Und so habe ich auf Wattpad vor Kurzem mit diesem kleinen (?) Experiment angefangen. Da sich vielleicht auch unter meinen Bloglesern der ein oder anderen Liebhaber von Schauerliteratur findet, dachte ich mir: Warum dieses Projekt nicht auch hier veröffentlichen? Wer sich allerdings so gar nicht gruseln mag,  darf das Titelbild als Stoppschild verstehen. Immer wenn dieses ominöse Design da auftaucht, verbirgt sich dahinter ein Teil meiner spooky Short Stories.

Kleines Vorwort

Gute Geistergeschichten, die auf subtilen Grusel statt auf rollende Köpfe setzen, sind rar. Findet ihr nicht auch?

Vielleicht geht es euch ja ähnlich wie mir und ihr langweilt euch ebenfalls zu Tode (- dieser Umstand ist wahrscheinlich der eigentliche Horror an der Splatterliteratur -), wenn literweise Blut spritzt, Extremitäten durch die Gegend fliegen und zu allem Überfluss auch noch irgendwelche schleimigen Monster den Protagonisten auf sehr plumpe Art und Weise nach dem Leben trachten.

Zu meinem Leidwesen habe ich festgestellt, dass ich in Sachen „Psycho-Horror“ weniger hartgesotten bin, seit ich Kinder habe. Aber dennoch kann ich nicht leugnen, dass hier eine meiner ursprünglichsten Domänen liegt. Die ersten Geschichten, die ich selbst ersonnen und meinem Publikum, damals bestehend aus einer Schar gleichaltriger Kindergartenfreunde, erzählt habe, waren solche, die uns alle (mich eingeschlossen) das Fürchten lehrten.

Und welche Jahreszeit, wenn nicht die dunkle, die nun mit dem November eingeläutet wurde, eignet sich besser, um dieses Faible für das Morbide wieder zu erwecken?
Zudem muss ich gestehen, dass mir der (Ex-)Schmelz in Sachen Liebesroman eine solche Überdosis verpasst hat, dass ich in literarischer Hinsicht jetzt interimsmäßig  dringend ein Kontrastprogramm benötige. Es verhält sich da wie mit der Schwarzwälder Kirschtorte, die ich für meinen Mann und mich zum Geburtstag gebacken habe: Da wir Geburtstage aus Prinzip nicht feiern und es folglich keine geladenen Gäste gab, mussten wir die Torte ganz alleine aufessen. Die ersten Stücke schmeckten noch himmlisch, aber spätestens das sechste Torteneck innerhalb von drei Tagen (die Kirschsahne hält sich nicht ewig im Kühlschrank), kam eher einer Strafe gleich. Und jetzt kann ich erstmal keine Torte mehr sehen. Weder Schwarzwälder, noch sonst irgendeine.

Gehen wir nun also vom Raum mit dem rosaroten Herzchendekor hinüber in jenes andere Zimmer, in dessen dunklen Ecken mysteriöse Schatten lauern, wo der Putz von den Wänden bröckelt und der alte Schaukelstuhl sich scheinbar von allein knarzend vor- und zurückbewegt.

~♱ Gothic Girl (Teil 1) ♱~

Sie war wieder da. Dort hinten an der Wand. Unbeweglich wie eine leblose Statue. Verborgen hinter all den gesichtslosen Menschen, die an ihr vorbeiströmten und die keinerlei Notiz von ihr nahmen.

Auch Sabine hatte das Mädchen zuerst nur für eine weitere, unbedeutende Statistin in ihren Träumen gehalten. Obwohl das, was man landläufig als siebten Sinn bezeichnete, schon Alarm geschlagen hatte, lange bevor Sabine in der Lage gewesen war, die beklemmende Präsenz dieses weiblichen Gruftis bewusst wahrzunehmen.

(Ich muss an dieser Stelle einen „Weiterlesen“-Tag einfügen, da ansonsten die Übersichtlichkeit auf meiner Website doch arg leidet. Wer im Reader mitliest, möge doch bitte kurz auf das Erdkugelsymbol hüpfen. Da solltet ihr das komplette Kapitel sehen können.)
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„Der Liebe zartherber Schmelz“ feiert Geburtstag ;-)

Für „der Liebe zartherber Schmelz“ ist heute ein ganz besonderer Tag. Exakt vor einem Jahr habe ich die ersten Zeilen dieser Geschichte verfasst und Ava und Jon zum Leben erweckt. Wie einige von euch wissen, ist die Story im Laufe des NaNoWriMos entstanden, an dem ich 2016 zum ersten Mal teilgenommen habe.

Und es ist ebenso erstaunlich wie erschreckend, dass ich in diesem einen Monat mehr geschrieben habe, als in den 11 Monaten danach. Allerdings war der NaNoWriMo damals ein absoluter Drahtseilakt und wenn ich dieses Pensum längerfristig so durchziehen hätte wollen, wäre das für meine Familie schon eine arge Zumutung gewesen.

Inzwischen umfasst die Geschichte über 80.000 Worte und ich schätze, es werden auf jeden Fall nochmal so viele.  Und ich merke deutlich, dass ich nun, da ich zwei bis drei Vormittage pro Woche zur Verfügung habe, um an der Story weiterzuarbeiten, auch tatsächlich wieder wesentlich schneller vorankomme. Mein Ziel ist es, innerhalb der kommenden drei Monate das Rohmanuskript fertig zu stellen.

Auch dieses Jahr habe ich mich übrigens wieder für den NaNoWriMo angemeldet. Erneut mit dieser Geschichte, was natürlich nicht ganz regelkonform ist, da es bei diesem Projekt ja eigentlich darum geht, innerhalb eines Monats eine komplette Novelle (ein Roman hat für mich mehr als 50K Wörter) zu erschaffen.

Diesmal lege ich es auch gar nicht darauf an, die 50K zu knacken. Aber der Spirit, der diesem gemeinsamen Schreibmonat innewohnt, hat für mich einfach eine Motivationskraft, die ich gerne nutzen möchte.

Auf Wattpad ist heute morgen übrigens Kapitel 38 online gegangen.  Das mit dem regelmäßigen Mittwochsupdate scheint bis jetzt hinzuhauen. Toi, toi, toi!

Tagesnotizen #26: Warum ich auch krank laufen muss und apropos: Wie läuft`s mit meinen Romanen?

Eigentlich doch ganz schick, so ein Kompressionsstrumpf, oder? 😉 Erinnert mich entfernt an meine Ballettstrumpfhosen früher.

Wie war das noch? Bei einer Erkältung soll man sich schonen. Ein Freibrief für ausgiebiges Couchen also. Es sei denn, man hat (kleine) Kinder. Dass aber nicht nur die Kiddies, sondern auch meine Gesundheit mit Schonung nur bedingt kompatibel sind, habe ich nun schmerzhaft am eigenen Leib erfahren dürfen.

Seit einer Woche weigert sich mein aktueller Virenbesuch hartnäckig, seine Sachen und den befreundeten Bazillus zu packen und sich endlich zu verpissen.  Stattdessen haben er und sein Kumpel sich häuslich bei mir eingerichtet.  Um mir Gelegenheit zu geben, mich in Ruhe auszukurieren und den ungebetenen Gästen endlich den Garaus zu machen, ist mein Mann am Wochenende für knapp zwei Tage mit beiden Kindern zu den Schwiegereltern gefahren. Das letzte Mal hatte ich im Februar für einen Tag sturmfrei. Da war ich aber gesund und in Bewegung. Warum das eine Rolle spielt? Dazu komme ich gleich.

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Tagesnotizen #25: „Das Loch“ / Schreib- und Abnehmupdate

In unserem Garten gibt es ein Loch.  Ein Schacht neben den Kellerfenstern.  Eine Reihe von Holzpfeilern grenzt diesen Graben vom restlichen Garten ab. Schon als meine Schwester und ich selbst noch Kinder waren, hatte „das Loch“ eine magische Anziehungskraft. Ein Hauch von Gefahr umweht diese Stelle, die mir heute, da ich selbst Mutter bin, ein Dorn im Auge ist.

Seit Jahren überlegen wir, wie wir den Schacht kindersicher machen können, indem wir ihn zuschütten oder abdecken.  „Das Loch“ einfach mit Erdreich aufzufüllen, ist jedoch keine prickelnde Option.  Schließlich wäre es dann stockdunkel im Keller und Lüften nicht mehr möglich. Ein Netz wollen wir auch nicht über den Mini-Abgrund spannen und Holzplatten halten wir ebenfalls für riskant. Das verleitet die Kiddies erst recht dazu, auf dem Schacht herumzutanzen.  Einstweilen passen wir einfach auf wie die Schießhunde und versuchen, den Kindern ein Gefühl für die Gefahr zu vermitteln. Steinigt mich: Aber wir können die Kleinen sowieso nicht in Watte oder eine mobile Gummizelle packen. Sie müssen lernen, eventuelle Bedrohungen wahrzunehmen.

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Tagesnotizen #24 und Mary verdünnisiert sich 2.0/1: Routinen sind der Schlüssel

Noch ist der Ostermontag  nicht ganz vorbei und daher möchte ich meinen fünf Stammlesern ( 😉 ) rasch frohe Ostern wünschen!

Tonnen von Asche über mein Haupt: Der Post zu meinem Abspeck-Etappensieg ist noch immer nicht online gegangen.  Dabei habe ich den Beitrag schon Ende Februar anlässlich meiner ersten 10 verlorenen Kilogramm verfasst. Das weiß ich deshalb so genau, weil ich den Post am Geburtstag meiner Schwiegermutter getippt habe.  Und weil ich da das letzte Mal „sturmfrei“ hatte. Mein Mann ist an besagtem Tag nämlich allein mit den beiden Kiddies zu den Schwiegereltern gefahren. Tja, nun ist der Artikel quasi schon wieder verjährt oder zumindest reichlich angestaubt. Trotzdem möchte ich ihn gerne noch raushauen.  Denn der Inhalt ist ja nach wie vor aktuell und meine Abnehm- und Genesungsreise noch nicht beendet. Aber jetzt kann ich auch gleich warten, bis ich die 15kg voll habe. 13 ist so eine doofe Zahl. Und bis dahin werden wir das hoffentlich auch endlich mit dem (vorläufigen) Nachher-Foto auf die Reihe bekommen.

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Am Anfang war Lila: Kapitel 19

Wasserwald – an der Pforte zur Zwischenwelt

Benommen stolpert sie der Zeitenwandlerin hinterher. Amalias schlanke, kühle Finger umklammern noch immer Priskas Hand. Zielstrebig lotst die junge Frau sie durch das Gehölz. Hin und wieder erhellen einzelne Sonnenstrahlen den dunklen Tann und lassen Amalias rotgoldene Locken aufleuchten. Der Saum ihres abgetragenen Schürzenkleides, das mehr einem Flickenteppich gleicht als einem Gewand, streift den Waldboden. Denselben weichen, mit Nadeln und Laub bedeckten Grund, welchen Priska bereits unzählige Male zuvor überquert hat. ›Nein‹, korrigiert sie sich. ›Nicht vorher. Sondern mehr als hundert Jahre später.‹ Für einen Menschen eine gewaltige Zeitspanne, aus Sicht der Natur dagegen nicht einmal ein Wimpernschlag. Das Gelände wird felsiger und der Pfad verliert sich in einem steinernen Labyrinth. Jetzt müssen sie klettern und Amalia ist gezwungen, Priskas Hand los zu lassen.

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Am Anfang war Lila: Kapitel 18

Dieses Kapitel fällt zwar etwas kürzer aus als gewohnt. Dafür hält es eine erste Auflösung bereit. 🙂

Fenster in die Vergangenheit

Gleißendes Sonnenlicht empfängt sie, als sie aus dem Schatten der Bäume auf die Lichtung tritt. Die bunte Blumenpracht ist üppiger denn je und nur ein paar Meter von ihr entfernt grasen zwei Bergziegen. Dieser Hang ist Priska wohlvertraut. Und auch wieder nicht. Noch vermag sie es nicht zu greifen, doch etwas ist verkehrt. Als befinde sich die gewohnte Welt nicht ganz an ihrem Platz. Der Schlüssel passt ins Schloss, aber die Tür lässt sich nicht öffnen. Ein merkwürdiges Gefühl beschleicht Priska. Hektisch lässt sie ihren Blick umherschweifen, auf der Suche nach dem alten Haus. Noch bevor es in ihr Sichtfeld rückt, beginnt ihr Puls zu rasen. Was, um alles in der Welt, hat sie hier verloren? An diesem gottverlassenen Ort, der sie vor gar nicht langer Zeit in Todesangst versetzt hat. Das von Hass verzerrte Gesicht, das über dem Kragen der hochgeschlossenen Bluse thronte, hat sich unauslöschlich in ihrer Seele eingebrannt. Es spielt keine Rolle, dass sie jenes Erlebnis nur geträumt hat.

Schläft sie etwa auch jetzt, in diesem Augenblick?

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