Von jung und angejahrt in Wort und Bild

Besuch?

Jener Nachbar, der mir auch den „Trafikanten“ und „Ein fliehendes Pferd“ zum Zwecke des gemeinsamen Austausches ans Herz gelegt hat, hat gestern die Kinder-Beilage der SZ bei uns in den Briefkasten geworfen.

Inspiriert durch dieses Bild, welches das Eiliensche um Oberköper, Beine und so einige Details – siehe Noten, ergänzt hat, haben wir uns an das alte Faltspiel erinnert, bei dem jeder Mitspieler verdeckt vor den übrigen einen Körperteil zeichnet. Am Ende wird das Bild auseinandergeklappt und da entstehen teils sehr interessante Wesen. Unser erster Versuch fiel meines Ermessens nach noch viel zu harmlos aus. Wir müssen mutiger werden.

Gestern Abend hatten M. und ich ein seltsames Erlebnis.

Er war noch oben bei den Kindern und ich am Lesen. Gerade widme ich mich „dem Augenblick der Liebe“ von Martin Walser. Dazu wird wohl beizeiten auch noch eine Rezension folgen.

Jedenfalls saß ich plötzlich ohne Licht da, weil die Stehlampe hinter der Couch von jetzt auf gleich erloschen ist. Zuerst dachte ich an einen Stromausfall, doch da das Massagegerät in meinem Rücken noch immer brav vor sich hinknetete, war das ausgeschlossen. Kaputt ist die Lampe auch nicht, denn ich konnte sie mühelos wieder einschalten.

„Wahrscheinlich ein Wackelkontakt“, meinte M. schulterzuckend, als er neben mir Platz nahm.

Wenige Minuten später ging das Licht erneut aus. Diesmal flammte es jedoch nach wenigen Sekunden von selbst auf.

„Sag ich doch – ein Wackelkontakt“, brummte M.

„Oder es ist deine Mama, die hier mal nach dem Rechten sieht“, meinte ich. Der Gedanke kam mir spontan in meinen eigentlich nicht von Aberglauben durchseuchten Sinn.

„Ja“, antwortete M. ausnahmsweise nicht mit einem flapsigen Spruch. „Morgen ist ihr Todestag.“

Stimmt. Daran hatte ich gar nicht gedacht.

Kaum hatte er ausgesprochen, wurde das Zimmer erneut in Dunkelheit getaucht. Während M. den Kippschalter betätigte, sagte ich:

„Wenn sie gerade da ist, deine Mama, dann möchte ich ihr sagen, dass ich sie lieb habe. Das habe ich blöde Kuh nämlich am Sterbebett vergessen, als ich ihr die Hand gestreichelt habe. Weil es mir so selbstverständlich erschien.“

Den restlichen Abend über brannte die Lampe ohne weitere Aussetzer.

4 Kommentare

  1. Milou

    Wer weiß schon, welche Energien um uns herum sind…?. Sehr spannend jedenfalls. Es wäre doch tröstlich zu wissen, dass wir nach dem Tod in irgendeiner Form weiter existieren ☺️.
    Band 2 ist übrigens fast durchgelesen ?.

    • Federfarbenfee

      Ja, ich finde es auch faszinierend und lasse es einfach mal so für sich stehen. Kann ein jeder davon halten, was er will. Ja, einerseits tröstlich. Andererseits verstörend. Wenn ich auf meiner inneren Leinwand all jene Aktivitäten abspule, bei denen meine Schwiegermutter mich klammheimlich beobachten könnte. ? Aber ich glaube, als ätherisches Geisterwesen steht man über solchen profanen Angelegenheiten.

      Wow, du bist echt von der ultrafixen Truppe! ?? Aber freut mich voll, dass es dir gefällt! ?❤

  2. mohseschoh

    Ist schon seltsam. Aber mich beruhigt eher dass sich nicht immer alles erklären lässt als dass es mir Angst macht. Wenn sie auch den Herd ausmacht und den Wecker stellt kann das für Euch echt praktisch sein ?

    • Federfarbenfee

      Angst hatte ich auch keine. 🙂

      Ja, eine solche Fürsorglichkeit würde auf jeden Fall zu ihr passen. 🙂

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