Soeben sind wir von unserem Kurzurlaub in Südtirol zurückgekehrt. Wobei mit kleinen Kindern die Begriffe „Urlaub“ und „Erholung“ keinesfalls  synonym verwendet werden können.

Insbesondere unserem Ämmale ist durch den Overload an neuen Eindrücken nicht nur eine Sicherung, sondern gleich der ganze Kasten durchgebrannt. Solch eine Kumulation an Gebrüll und Gelächter hatten wir seit mindestens einem halben Jahr nicht mehr. Zudem wollte sie sich partout nicht in den Kinderwagen verfrachten lassen, sondern alle Wege komplett selbst laufen. Ihre kurzen Beinchen konnten jedoch nicht mit ihren ehrgeizigen Ambitionen mithalten. Tragen war ebenfalls keine willkommene Option. Und auch die Diskrepanz zwischen Schlafbedürfnis und Schlafbereitschaft war groß.

Diese Problematiken sind uns vom Eiliensche noch gut in Erinnerung. Deshalb haben wir diesmal erst gar keine großen Touren geplant. Dennoch war es insbesondere mir ein Bedürfnis, meine Lieblingsgipfel immerhin sehen, wenn schon nicht erklimmen zu können. Daher haben wir ausnahmsweise viele Höhenmeter mit der Seilbahn zurückgelegt.

Die atemberaubende Bergwelt hat nun auch das Eiliensche endgültig in ihren magischen Bann gezogen. Zuletzt war sie mit anderthalb in Südtirol. Zwar war sie auch damals schon begeistert. Aber eher auf der Mikro- denn auf der Makroebene.  Das sie umgebende Panorama war ihr herzlich egal. Hauptsache, Wurzeln, Blumen und Gesteinsbrocken. Die hätten aber auch in Hintertupfing, irgendwo im Nirgendwo, liegen können. Inzwischen hat sich da eine gravierende Entwicklung vollzogen.  Staunend und mit offenem Mund ließ sie die sanften Riesen und die wilden Felsen auf sich wirken. Auch wenn sie sich, was das Ausmaß der Dimensionen angeht, ab und an noch ein klein wenig verschätzt. Mit gerunzelter Stirn und Kennerblick schlug sie etwa vor, einfach von Bergspitze zu Bergspitze zu hüpfen. Ja, das würde ich auch gerne. 🙂

Mit dem Eiliensche wäre heuer sogar ein Hauch von Erholung drin gewesen. Unserer Großen müssen wir nicht mehr sekündlich hinterherhechten und hinsichtlich der verbalen Kommunikation ist sie vom Schreien endgültig aufs Reden umgestiegen. Mit dem Eiliensche zu diskutieren, ist zwar auch nicht immer entspannend. Doch im Wortgefecht fühle ich mich (noch) nicht machtlos. Im Duell mit einem puterroten, trotzendem, um sich schlagenden und auf dem Boden wälzenden Miniterminator schon.  Da Letzterer sich aber schon eifrig im Sprechen und Gestikulieren übt, wird diese Phase hoffentlich bald überstanden sein.

Am ersten Tag waren wir auf der Plose. Bereits an der Seilbahnstation erwartet die Kinder ein kunterbunter Kletterdschungel und die Eltern eine traumhafte Bergkulisse.  Insbesondere die Geisler bieten einen nahezu majestätischen Anblick. Die Jahrzehnte gehen ins Land. Alles ändert sich. Jedoch nicht meine Berge.  Eine vertraute Konstante und ein Ankerpunkt in dieser schnelllebigen Welt.

Der Weg zur Rossalm ist auch für ungeübte Wanderer gut zu bewältigen. Die Strecke ist sogar kinderwagentauglich und beinahe frei von Steigungen. Den Kindern wird die kleine Wanderung durch zahlreiche Spielstationen versüßt. Dem Eiliensche hat es vor allem der Ploseblitz angetan. Gefühlte hundert Mal ist sie diese Rutsche hinuntergesaust. Ich mit dem Ämmale auf dem Schoß machte dem imposanten Namen jedoch keine Ehre.  Wir hatten mehr Ähnlichkeit mit kriechenden Schnecken als mit herabschießenden Blitzen. Besser vorher ordentlich Schwung nehmen!

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Am nächsten Tag statteten wir der Seiser Alm einen Besuch ab. Bisher war sie für uns in erster Linie Ausgangspunkt für längere Märsche, wie etwa auf den Schlern hinauf oder um den Lang- und Plattkofel herum. Diesmal haben wir in gemäßigtem bis gemächlichen Tempo die weitläufige Hochebene selbst ein wenig erkundet.  Auch hier ist der Kinderwagen kein Hindernis. Dass der unsrige nun endgültig den Geist aufgegeben hat, lag nicht am bergigen Gelände, sondern daran, dass wir ihn die vergangenen dreieinhalb Jahre bereits über Gebühr strapaziert haben. Das häufige Zusammen- und Auseinanderklappen beim Transport in Seilbahn und Auto hat dem altersschwachen Vehikel lediglich den Rest gegeben.

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Am Samstag war der Gardasee fällig. Allerdings nur im Rahmen eines Tagesausfluges. Von Brixen aus ist der Lago über die Autobahn in ca. zwei Stunden erreichbar. Nicht zum ersten Mal spekulierte vor allem mein Mann darauf, sich bei einigen Weingütern im Valpolicellaland mit neuen Amarone-Vorräten einzudecken.  Daraus wurde jedoch nichts. Die Kinder hatten eine solche Freude daran,  Muscheln zu sammeln und sich im erstaunlich angenehm temperierten Wasser die Beine abzukühlen, dass wir die Weintour ad acta legten. Ich mag das italiensche Flair dort, aber hätte ich die Wahl zwischen einem und der See, so würde ich mich immer für das Meer entscheiden. Wehmut und Sehnsucht keimen in mir. Nächstes Jahr.

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