Von jung und angejahrt in Wort und Bild

Schlagwort: Autorenleben

Vom Geschichtenweben

Oft werde ich gefragt, wie viel von mir selbst in meinen Geschichten steckt. Was davon ist „wahr“?

„Alles und nichts“, lautet die Antwort.

Der Plot ist fiktiv. Keine einzige Szene hat sich tatsächlich so zugetragen und eventuelle Ähnlichkeiten mit realen Personen sind zwar nicht immer rein zufällig, doch keiner der Charaktere existiert 1:1 so im „echten“ Leben. Zumindest nicht in meinem.

Wie Schriftsteller ihre Geschichten weben, aus welchem Material ihre Fäden bestehen, wie sie diese verknüpfen und wo sie sie ziehen, ist wohl eine recht individuelle Angelegenheit. 

Meine „Wolle“ stammt natürlich auch aus meinem  persönlichen Erlebnis- und Erfahrungsfundus. Doch all die bunten Knäueln, die sich im Austausch mit anderen Menschen und mittels der (subjektiven) Wahrnehmung persönlicher Schicksale und gesellschaftlicher Entwicklungen sowie dem aktuellen Zeitgeist formen, sind ebenfalls ein essentieller Bestandteil meines Geschichtengeflechts. 

Das eigentliche Zaubergarn aber steuert das Unterbewusstein bei. 

Wenn es gut läuft und der Zugang zu diesem kostbaren Material frei liegt, bin ich nurmehr das Schiffchen, welches vom eigentlichen Weber durch die Kettfäden bewegt wird. Vielleicht habe ich eine Ahnung davon, welche Muster mit meiner Hilfe abgebildet werden, aber wie das fertige Gewebe am Ende aussehen wird, das weiß ich nicht.

Allerdings glaube ich daran, dass das Unterbewusstsein, wenn es in diesen magischen Momenten alle Fäden in der Hand hält, eine tiefere Wahrheit ans Licht bringt als die gelebte Alltagsrealität.

Und wenn diese bewusst gemachte Wahrheit auf den passenden Empfänger, sprich Leser, trifft, kann das auch für ihn eine große Bereicherung und eine Chance sein, mehr über sich selbst zu erfahren.

(Sorry, Gendern ist nicht meins.  Es muss sich auch nicht jeder durch mich und das, was ich schreibe, angesprochen fühlen. Das ist völlig in Ordnung.)

Ich verstehe die Intention der Leser, mehr über den jeweiligen Autor erfahren zu wollen.  Auch ich lese häufig Bücher von Menschen, deren Persönlichkeit ich interessant finde – u.a. in der Hoffnung, dass sich diese Persönlichkeit in ihren Büchern weiter offenbart und mich bestenfalls zu inspirieren vermag.

Aber ist es nicht sogar noch spannender, wenn Romane einem dabei helfen, sich selbst zu entdecken?

Als Leserin zieht mich ein Buch in seinen Bann, wenn es Saiten in mir anstimmt, die klingen und gehört werden wollen.  

Und als Autorin habe ich gerade das Gefühl, über schier endlose Baumwollfelder zu wandern. Mit dem Ernten komme ich kaum hinterher und mit dem Garnspinnen erst recht nicht.

Das Gewebe wächst daher langsam, aber das Schiffchen steht niemals still. 

Schreibroutinen und Bullet Journal

Auf Instagram geht es bei Sally_n_writes am heutigen „Wewritewednesday“ um das Thema Schreibroutinen.

Tatsächlich bin ich schon seit Längerem darum bemüht, eine tägliche Schreibroutine zu etablieren. Denn wenn ich mich darauf verlasse, dass die Muse irgendwann von selbst vorbeischaut, kann ich lange warten und die Fertigstellung von FSK40 verzögert sich bis zum St. Nimmerleinstag.

Folglich hatte ich mir vorgenommen, jeden Tag zumindest 500 Worte zu schreiben. Aktuell ist das für mich ein realistisches Pensum, da die Zeitfenster rar sind, ich nicht sonderlich schnell schreibe und mir persönlich Qualität vor Quantität geht. Deshalb hab ich auch bezüglich des Nanowrimos dieses Jahr Vernunft walten lassen und nicht teilgenommen.

Dank des 500-Worte-Mindestziels ist mein Roman in den letzten Wochen ein ganzes Stück gewachsen.

Zudem bin ich viel mehr in der Geschichte drin, wenn ich täglich schreibe. Was auch die Muse registriert und sie zum längeren Verweilen einlädt. Folglich komme ich auch viel zuverlässiger in den Flow, wenn ich mich an mein Wortziel halte.

Es mag paradox klingen, dass nüchterne Zahlen und Deadlines die Kreativität fördern sollen und das wird auch nicht auf jedermann/frau zutreffen, aber bei mir ist das definitiv der Fall. Das stelle ich wieder und wieder fest.

Natürlich ist mein „Output“ dennoch sehr tagesform- und auch szenenabhängig. Manchmal ringe ich mit jedem Wort. Dann wieder schreibe ich mehrere Seiten am Stück, ohne zwischendurch gefühlt ein einziges Mal Luft zu holen. Da geht es mir wie Sally.

Diesen Umstand habe ich aber bereits in mein Tagesziel einkalkuliert. Die 500 Worte sind auch dann machbar, wenn ich einen richtig miesen oder vollgestopften Tag habe.

Und 500 Worte am Tag sind 15.000 Worte im Monat und 90.000 Worte in einem halben Jahr, was wiederum einem durchschnittlich langen Roman mit einem Umfang von 360 Seiten entspricht.

Gut, FSK 40 wird ein größerer Schinken, aber das ändert nichts am Prinzip.

Dennoch mangelte es bisher oft an der Prioritätensetzung. Das Schreiben fiel auch in den vergangenen Wochen trotz bester Absichten meinerseits manchmal hinten runter, weil 1000 andere Dinge wichtiger erschienen. Am Ende des Tages war ich dann aber unzufrieden und von mir selbst enttäuscht. Und um eine echte Routine handelt es sich ja erst dann, wenn sie ohne Wenn und Aber ausgeführt wird.

Über A.D. Wilk bin ich auf das Bullet Journaling gestoßen. Bullet Jounals sind mir gerade auf Instagram vor allem in Form bunter Kunstwerke begegnet. Und wenngleich ich selbst viel übrig habe fürs Zeichnen und verspielte Designs, erschien mir der Aufwand, solch einen Planer zu führen, viel zu hoch.

Dabei ist das nackte, schnörkellose System dahinter sehr effizient und sogar zeitsparend. Insbesondere die Vorteile des Rapid Loggings erschlossen sich mir sofort. Und ich erinnerte mich daran, dass ich in meiner Jugend verschiedene Projekte ebenfalls in handschriftlicher Form in Notizbüchern strukturiert, geplant und getrackt habe und diese Methode zwar nicht immer, aber doch recht häufig zum Erfolg geführt hat. Und ich weiß noch, dass ich damals einen recht hohen Stickerverschleiss hatte. Denn für jeden guten Tag, der mich meinem Ziel näher brachte, gab es einen schicken bis kitschigen Aufkleber.

Es macht tatsächlich einen Riesenunterschied, ob ein Ziel nur als vage Vorstellung in meinem Kopf herumwabert oder ob ich es schriftlich fixiere. Und hier wiederum ist zumindest in meinem Fall die handschriftliche Planung der digitalen Niederschrift auch nochmal haushoch überlegen, obwohl ich eine absolute Sauklaue habe.

Auch das Eiliensche habe ich mit dem Bullet Journaling angesteckt. Und es ist sehr motivierend und schön, nebeneinander zu sitzen und gemeinsam zu planen.

Mein Bullet Journal nutze ich auch noch für einige weitere Vorhaben und Ziele. Aber bevor ich jetzt wieder das Maul aufreiße und meine Pläne wie gewohnt in die Welt hinausschreie und man mir öffentlich beim Scheitern zusehen kann, behalte ich sie diesmal für mich. Und dann schauen wir einfach mal, ob die Ergebnisse beizeiten für sich sprechen.

Lebenszeichen

Na, kennt ihr mich noch?

Wenn ich sie hätte, könnte ich jetzt lange und breit ausholen, um zu erklären, warum sie mir wie Feinsand unaufhaltsam durch die Finger rinnt …

Die Rede ist von der lieben Zeit natürlich …

Vielleicht muss ich mir sie aber auch nur besser einteilen, wie der Volksmund nüchtern zu sagen pflegt und damit meiner Melodramatik oben direkt den Wind aus den Segeln nimmt.

Nein, es ist nichts Schlimmes passiert. Und darüber, dass mein Leben so prall gefüllt ist, möchte ich mich auch nicht beklagen.

Wenngleich anhand des Videos weiter unten leicht der Eindruck entstehen könnte, ich sei den ganzen Tag nur mit Spazier- bzw. Müßiggang, Kaffeekochen und Musizieren beschäftigt.

Tatsächlich zelebriere ich diese Momente und genieße sie sehr. Sie halten mich im Jetzt und vergegenwärtigen mir, wie kostbar jeder Augenblick und jeder Atemzug – gerade in seiner Vergänglichkeit – ist, und wie dankbar ich dafür sein kann,

dass ich laufen,

sehen,

hören,

fühlen und

nun auch wieder riechen und schmecken kann.

Zwischenzeitlich hat mich Corona doch noch gekriegt und in diesem zweiten Anlauf richtig niedergebügelt. Vor allem hat dieses scheiß Covid für Wochen meinen Geruchssinn gekillt. Und zwar komplett. Nicht einmal die beißendsten unter allen ätherischen Öle konnten zu mir durchdringen.

Von Nelken ganz zu schweigen.

Warum diese für mich von besonderer Bedeutung sind und Anosmie mich gar so verstört, könnte ihr bei Interesse hier nachlesen:

Tagesnotizen #7: Wie Anosmie sich anfühlt | Federfarbenfee

Der Duft von gemahlenen Nelken | Federfarbenfee

Tagesnotizen #27: Mit allen Sinnen | Federfarbenfee

Aufgrund dieser persönlichen Schwachstelle hatte ich große Angst, dass der Geruchssinn diesmal für immer wegbleiben könnte. Daher habe ich relativ zeitnah mit Riechtraining angefangen, sprich, mir verschiedene Aromaöle (u.a. Eukalyptus und Limette) besorgt und jeden Tag mehrmals daran geschnuppert. Lange hat sich das sehr frustrierend gestaltet, da ich absolut nada wahrgenommen habe.

Ich kann auch heute noch nicht sagen, ob dieses Riechtraining etwas gebracht bzw. die Riechzellen zur Regeneration und eifrigen Fortpflanzung angeregt hat.

Das erste Aroma, das mich irgendwann anwehte, war Kaffee. Und dabei sind mir direkt die Freudentränen in die Augen gestiegen. Daher ist der Wohlfühlindex beim Kaffeeaufbrühen (siehe Video) seit Corona nochmal exorbitant angestiegen.

Sogar ein Hundepups vermag mich jetzt in schiere Verzückung zu versetzen.

Yeah, ich kann das riechen!

Leider zwar noch nicht alles, aber es wird von Tag zu Tag und von Woche zu Woche wieder mehr.

In der Anfangszeit, als mein Geruchssinn gerade wackelig wieder von den Toten auferstanden ist, hatte ich über mehrere Tage hinweg einen seltsamen Fakegeruch in der Nase. Allerortens roch es plötzlich penetrant süßlich-modrig. Nach Verwesung. Aber auch das hat sich inzwischen gegeben.

Wusstet ihr, dass der Geruchssinn der erste Sinn ist, der sich verabschiedet, wenn wir aus dem Leben schwinden und der Gehörsinn der letzte? Der Tastsinn hält sich auch lange wacker.

Daher spüren es Sterbende wohl durchaus noch, wenn sie berührt werden. Selbst dann, wenn sie schon lange nicht mehr bei Bewusstsein sind. Meiner Schwiegermutter habe ich kurz vor ihrem Tod noch sacht über den pergamentartigen Handrücken gestreichelt und es tröstet mich, dass sie das wahrscheinlich gefühlt hat.

Vor einigen Tagen habe ich mir die Leseprobe zu „So sterben wir“ von Roland Schulz heruntergeladen. Das Buch scheint sehr gut zu sein. Zwar sachlich, aber zugleich beruhigend. Irgendwie. Nichtsdestotrotz ist mir das momentan zu viel.

Und wirklich vorbereiten kann man sich auf den Tod eh nicht.

Makaber, aber passend in diesem Zusammenhang ist mein Romanschnipsel, den ich heute im Rahmen von #einsatzziehtaus auf Instagram eingestellt habe:

Keine Sorge: FSK 40 selbst ist noch nicht am Abnippeln. Doch ich muss zugeben, dass sich mein aktuelles Buchprojekt phasenweise immer wieder im Wachkoma befindet, während das Familienleben drumherum tobt.

Nun hat aber die Schule angefangen und zumindest das ein oder ander Schreibstündchen ist jetzt wieder drin.

Als positiven Abschluss zu diesem trotz seines Titels eher morbid angehauchten Blogeintrags möchte ich euch o.g. Video präsentieren.

Die Hintergrundmusik ist selbstgemacht: Mein Eiliensche spielt auf der Gitarre.

„Auf der Wiese“ ist hier die perfekte Wahl, würde ich meinen.

Und zum Ende hin wird es feurig mit dem Beginn vom „Argentinischen Tanz“. Das komplette Stück hat der ein oder andere von euch bereits in dem Video von dem wundervollen Konzert gesehen, bei dem das Eiliensche kurz vor den Sommerferien einen spontanen Auftritt hatte.

Beide Stücke stammen von Tatiana Stachak und aus ihrem Buch „Gitarre Erster Klasse“.

Bisher hatte ich die YouTube-Videos, die ich hier auf dem Blog eingebunden habe, ungelistet veröffentlicht. Sprich, sie waren ausschließlich über meine Webseite via Link erreichbar und daher auf YouTube selbst nicht aufzufinden. Das habe ich mit voller Absicht so gehandhabt, da ich nicht noch ein weiteres neues Fass aufmachen wollte.

Doch nun wünscht sich das Eiliensche, dass sie und ich zusammen einen „echten“ YouTube-Kanal aufbauen, den wir vor allem mit Gitarrenmusik – mit und ohne Gesang – befüllen werden. Bis das erste „richtige“ Video online geht, wird es allerdings noch ein wenig dauern. Erstmal müssen wir fleißig üben. : )

Dankbarkeit …

… für all

das Glück,

das Vertrauen

und

das Verständnis,

das mich umfängt …

… für all

die Liebe,

die Wärme,

die Geborgenheit

und

die Musik,

die mein Leben erfüllt.

Nichts davon ist selbstverständlich.

Und niemand weiß, wie lange dieser glitzernde, magische und kraftspendende Quell sprudelt. Daher koste ich jeden einzelnen Schluck bis zur Neige aus.

Vor einigen Tagen sind S. und ich mit Hund viele Stunden durch Hain und Flur spaziert.

S., der mit der Kamera ebenso virtuos umzugehen versteht wie mit der Gitarre, hat einige Fotos gemacht, von denen ich euch hier eine kleine Auswahl präsentiere.

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