Von jung und angejahrt in Wort und Bild

Kartoffeliges

Tagesfazit: Zweckentfremdung kann bisweilen neue Horizonte eröffnen.

Sandformen erleichtern den Bau phantasievoller Schneeschlösser und Plätzchenformen lassen eine schrumpelige Kartoffel, die ihre besten Tage bereits hinter sich hat, zu einem schicken Stempel werden.

Der Kartoffeldruck ist nichts Neues. Bereits ich habe als Kind mit Hingabe alte Kartoffeln verstempelt. Und der Tipp mit den Plätzchenformen ist auch keine Innovation, aber nichtsdestotrotz sehr praktisch, um im Handumdrehen einen einfachen Kartoffelstempel herzustellen.

  1. Kartoffel halbieren
  2. Plätzchenform mit Schmackes in eine Hälfte drücken
  3. Kartoffelfleisch um den Formenrand herum entfernen
  4. Blech raus, fertig.

Kartoffelstempel

Den Kindern ist es erfahrungsgemäß auch Jacke wie Höschen, ob die Form einen simplen Stern oder ein hochkompliziertes, filigranes Gebilde darstellt.

Viel spannender finden sie es, wie sich die mit der Kartoffel auf dem Papier aufgebrachten Farben verhalten, wie sie ineinander laufen und wie lange sich mit einem Farbauftrag stempeln lässt.

Es fasziniert sie, dass der erste Druck satt und kräftig wirkt und der letzte zart und durchscheinend.

Sie stempeln übereinander und verbinden die Formen zu neuen Bildern.

Kartoffeldruck_3

Das Eiliensche und ich sind gleichermaßen überrascht, was passiert, wenn wir die Stempel mit allen Farben des Regenbogens bemalen und den Pinsel dabei kreuz und quer über die Stempelfläche schicken.

Die Kartoffel lässt die Wasserfarben in ihrem schönsten Glanz erstrahlen und wie von selbst entstehen zauberhafte Aquarelle.

Aquarelleffekt

 

Kartoffelquarell_1

Schließen möchte ich diesen Post mit ein paar strategisch unklug platzierten Randnotizen:

Noch befinde ich mich in der experimentellen Phase, was meine Ernährungsumstellung angeht. Doch ganz allmählich kristallisiert sich eine Art Konzept heraus und ein paar Gramm sind auch schon auf der Strecke geblieben.  Ich sehe das Ganze auch als Chance, mehr Abwechslung in den eintönigen Alltagsernährungsbrei zu bringen. Wobei Brei inzwischen auch vom Ämmale völlig abgelehnt wird. Allerdings finde ich die Zusammenstellung vielseitiger Speisen, die einerseits vollwertig sind, den Kindern munden und mich zugleich bei meiner Gewichtsreduktion unterstützen, sehr herausfordernd. Zumal ich hier – ähnlich wie beim Basteln und bei allem Anderen, was ich mit meinen eigenen Händen mache, das Einfache bevorzuge :

Wenige Zutaten. Unkomplizierte Umsetzung. Größtmögliche Freiheit. Überzeugendes Ergebnis.

Beim Kochen kommt noch hinzu, dass es schnell gehen muss, da in meiner unmittelbaren Umgebung das Ämmale ihr Unwesen treibt. Sie glaubt fest daran, dass Scherben Glück bringen und wenn das zerdepperte Porzellan ein Hochwertiges war, erhöht das den Glücksfaktor wohl gleich um ein Vielfaches. Ofentüren aushängen, Wände mit der Klobürste streichen oder mit Wachsmalkreiden verzieren, Haferflockenregen, Spaghetti-Mikado, Topfschlagen mit dem Glasdeckel. Das Ämmale versteht es, sich die Zeit zu vertreiben.

Auch das Eiliensche beweist perfektes Timing und steht jedes  Mal, wenn ich den Kochlöffel schwinge, mit einer ellenlangen Liste an Aufträgen bereit. Wenn alle Stricke reissen und ich versuche, auf Durchzug zu schalten, weiß sie genau – ein Satz zieht immer: „Mama, ich muss auf`s Klo.“

Da solltet Ihr mal sehen, wie schnell die Mama plötzlich springen kann.

Doch ich möchte nicht meckern, denn ich bin wirklich sehr erfreut darüber, dass das Eiliensche ganz langsam einsieht, dass das Tragen von schmucken Slips den Toilettengang inkludiert.

Es wird neuerdings auch jeder Puppe zuerst unter den Rock geschaut und kontrolliert, ob sie eine Unterhose  trägt. Trifft man das Eiliensche mit gerunzelter Stirn an, wird sie in neun von zehn Fällen fragen: „Das Schneewittchen hat auch keine Windel mehr, oder?“ Im zehnten Fall wird sie dezent darauf hinweisen, dass sie – wie jede ihrer Märchenfiguren – auch ein großes Mädchen ist. Prinzessin sowieso.

Noch sagt sie nicht zuverlässig an. Daher gehen wir in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen gemeinsam auf`s Klo. Die Uhr kann sie zwar noch nicht lesen, doch es scheint sie zu motivieren, wenn ich ihr vorher zeige, wann es wieder Zeit ist für eine kleine Exkursion auf das stille Örtchen.

Große Unterstützung erfahren wir seitens des Kindergartens. Auch dort ist sie seit letzter Woche ohne Windel unterwegs und es gibt ihr Selbstvertrauen, dass es bisher so gut klappt.

Wir sind da alle zusammen ins eiskalte Wasser gesprungen, denn das Eiliensche war zuvor keinen einzigen Tag trocken.

Am letzten Mittwoch Morgen begrüßte sie mich der kleine Wuschelkopf im Elsanachthemd mit folgenden Worten: „Ich ziehe heute eine Unterhose an.“ Ihr Tonfall duldete keine Widerrede.

Mit einem Riesensack Wechselwäsche bewaffnet begaben wir uns in den Kindergarten. Die Erzieherinnen machten zum Glück mit und sind mit dem Eiliensche auch in fixen Intervallen zur Toilette gepilgert. Deren Autorität zweifelt das Eiliensche sowieso nicht an. Sie war dort tatsächlich trocken geblieben und das hat ihr den notwendigen Kick gegeben, glaube ich.

Heute Abend nun wieder eine Premiere: Das Eiliensche will jetzt auch Nachts keine Windel mehr.  Heute morgen hat sie sich die Nachtwindel stolz und mit den Worten – „Schau, alles trocken geblieben“ – heruntergerissen. Sie hatte recht. Aber die trockenen Nachtwindeln kann man ad dato an einer Hand abzählen. Die Rede ist hierbei von den letzten sechs Monaten.

Egal. No risk, no fun.

Wir haben nun unzählige saugfähiger Unterlagen unter ihr Bettlaken gestopft und hoffen einfach das Beste.

PS: Das siebte Kapitel meines Blogromans ist in der Mache.

4 Kommentare

  1. Ella

    Hallo Marianne,

    Lustig wie du vom Thema Kartoffeldruck beim Toiletten-Training gelandet bist 🙂 Ist bei uns auch noch nicht lange her und Hilfe braucht meine Jüngste da noch immer. Mittlerweile sagt sie eigentlich immer: „Mama ich muss Pippi!“ – Ich so: „Dann geh doch! Ich komm dann und helfe beim Abputzen und Töpfchen leeren“ Letztens habe ich dann auch mal gesagt: „Ich muss mal Pippi!“ – Sie nur: „Dann geh doch!“ 😀

    • Federfarbenfee

      Hallo, liebe Ella! 🙂 Ja, solche Gedankenschwenker können wahrscheinlich nur Eltern nachvollziehen. 😉 Und in ihrer Schlagfertigkeit sind sie echt nicht zu überbieten, die lieben Kleinen. 🙂 Mein Eiliensche hat sich sehr lange geziert, was den Toilettengang betrifft. Ich bin echt glücklich, dass es nun endlich losgeht mit dem trocken werden. Da sie das normale Klo benutzen will, wird sie da auch noch eine ganze Weile meine Hilfe benötigen. Der Topf (ein Minniklo) war bisher nur Deko. Inzwischen setzt sich aber das Ämmale in voller Montur drauf und klatscht dann enthusiastisch in die Hände. Sie hat meine Rumpelstilzchentänze, das Eiliensche betreffend, offensichtlich genau beobachtet. 🙂 Finde ich gut, dass Du auch so offen mit dem Thema umgehst. Es wird ja häufig unter den Tisch gekehrt. Ich achte darauf, die Würde meiner Kinder zu bewahren, aber da mich das Thema bewegt, soll es auch Platz in meinem Blog finden. Herzliche Grüße, Marianne

  2. zora

    Das hat Siri und mich gerade inspiriert; heute machen wir nach langen Jahren dann auch mal wieder Kartoffelstempel. Mal sehen, wie Ylvi das findet, sie steht auf Experimentelles 😉

    • Federfarbenfee

      Liebe Zora, ich freue mich sehr, dass Du auf meine Seite gefunden hast und wir Dich und Siri inspirieren konnten. 🙂 Ich hoffe, Ihr hattet heute viel Freude beim Stempeln! Berichte doch mal – auch wie das Ganze bei Ylvi angekommen ist. Würde mich interessieren! 🙂 LG, Marianne

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