Zur Zeit schlafe ich wieder lausig bis gar nicht. Daher hoffe ich, dass der fertige Text hier nicht nur eine Zusammenstellung der abstrusesten Orthografiefehler ever wird. Aber wenn, dann ist auch das in sich stimmig. Denn schließlich bin ich die personifizierte Imperfektion und ich stehe dazu.

Das trifft auch auf mein Gitarrenspiel und meinen Gesang zu. Ich hau die Sachen raus, wenn mir danach ist, und nicht, wenn ich sie perfekt beherrsche – siehe oben. 

Außerdem bin ich maximal durchschnittlich talentiert und habe zu spät angefangen, als dass da wirklich noch was draus werden könnte. Wovon ich sowieso höchstens albträume, weil ich es hasse, irgendwo öffentlich aufzutreten. Außer im Netz natürlich. Vom stillen Kämmerchen aus. Haha.

Mag sein, dass ich mit meinen dilettantischen Darbietungen in der Welt der echten, perfekten und virtuosen Musiker nichts verloren habe. Vielleicht sollte ich bei den ersten Takten meiner Aufnahmen eine Triggerwarnung einblenden: „Achtung, Achtung – könnte verstörend auf empfindsame Musikerseelen wirken!“

Aber jeder wird in der Lage sein, rechtzeitig den Mute-Knopf zu aktivieren oder weiter zu hüpfen. Niemand MUSS sich anhören, wie ich musiziere.

Mir gibt es aber etwas, mich auch auf diese Weise ausdrücken und dem ein oder anderen damit eine Freude machen zu dürfen.

Wie sagte Reinhard Mey auf seinem Konzert, dem das Eiliensche und ich vorgestern in München beiwohnen durften, so schön: „Musik war immer meine Rettung. Gerade in schweren Zeiten.“

Ja, das empfinde ich auch so. Und ich hoffe, es ist nicht allzu anmaßend, diese Empfindungen zu teilen. Musikalischer Laie hin oder her.

Womit wir wieder bei der personifizierten Imperfektion wären. 

Wenn ich vor einer potentiellen Aufnahme übte, bis jedes i-Tüpfelchen bzw. jede Punktion absolut sitzt, würde ich nie etwas aufnehmen. Denn irgendwie und irgendwo und irgendwann verspiele ich mich immer. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.

Bei meiner Erstgeborenen sieht das allerdings etwas anders aus. Ihre Fingerchen arbeiten genauso flott wie ihre noch lange nicht ergrauten Zellen. Sie ist jung, sie ist begabt, und sie tritt gerne auf. Und sie hat voll Bock auf YouTube.

Eigentlich hatten wir vor, den Tango, welchen das Eiliensche in dem kleinen Shortvideo vor Kurzem angespielt hat, als erstes Video einzustellen. 

Da es aber geplant war/ist, dieses Stück in einem akustisch professionelleren Umfeld aufzunehmen und sich das Ganze noch ein wenig zieht, wollte ich beim Eiliensche den Druck rausnehmen, indem wir vorab doch schon mal zu Hause ein Stück auf „Band bannen“, das sie nahezu täglich spielt und bei dem sie entsprechend routiniert ist. 

Deshalb ist es nun „Am Bach“ (ebenfalls vom Tatiana Stachak) geworden.

Da sie das Stück daheim schon seit Langem auswendig und auch in verschiedenen rhythmischen Variationen übt, hat sich über die Zeit eine rhythmische Abwandlung an den Phrasenenden eingeschlichen, die so nicht in den Noten steht und die irgendwann weder das Eiliensche noch ich mehr bewusst wahrgenommen haben. Sie fand die Verlangsamung an den Phrasenenden schön und hat sie so oft gespielt, bis sich das verfestigt hat.

Wir haben das Stück spontan aufgenommen und daher versäumt, es vor der Aufnahme mit S. durchzusprechen. Er konnte uns daher erst im Nachhinein auf diesen Rhythmusfehler hinweisen.

Dass das Eiliensche und ich das Video trotzdem drinlassen, hat aber nichts mit Respektlosigkeit der Komponistin ggü. zu tun.

Wir mögen das Filmchen halt sehr, denn es ist mit viel Herzblut entstanden.

Ach ja – Roman geht auch voran.