Von jung und angejahrt in Wort und Bild

Schlagwort: Männermund

Who is who?

„Ich will aber, dass die Ayleen mit mir spielt! Jetzt!“, brüllt meine Zweitgeborene, während sie wie ein Irrwisch im Kreis herumrennt und zwischendurch wütend mit dem Fuß aufstampft.

„Das kannst du nicht erzwingen“. Ich fange meine Emma ein und versuche, sie mit einer Knuddelattacke von ihrem Trip herunterzuholen. Manchmal hilft das. „Wenn sie gerade nicht mag, mag sie nicht. Du hast auch nicht immer Lust auf alles, was wir dir vorschlagen. Soll ich dir ein Buch vorlesen?“

„NEIN!!!“ Sie ist inzwischen hochrot im Gesicht. „Ich will mit Ayleen spielen!“

„Spiel doch einfach mal Einzelkind“, mischt sich mein Mann ein.

„Ja, wie der Papa. Der ist ja auch ein Einzelkind“, fängt Ayleen den Ball auf. „Und die Mama war bis sechs auch eine Art Einzelkind. Sie haben es doch auch geschafft.“

Emma ist ganz und gar nicht überzeugt und mein Schmunzler, der mir angesichts Ayleens Ausdrucksweise entwischt ist, macht sie erst recht rasend. Binnen einer Millisekunde mutiert sie zum Kampfzwerg und tritt wild um sich. Wenn sie so in ihrem Film ist, hilft gar nichts mehr. Außer sie in Ruhe (toben) zu lassen.

„Ich mach mal die Küche“, erkläre ich. Mein Code für: „Ich brauche eine Pause.“ Zwar gehe ich zum Musikhören und Tanzen am liebsten in den Keller, aber in der Not räumt der Teufel auch die Spülmaschine aus. Ich stöpsele meine Kopfhörer ein, werfe die Musik an und schließe die Küchentür von innen. Mit Nachdruck.

Keine fünf Minuten später wird sie jedoch schon wieder geöffnet. Von meinen Töchtern.

„Die Emma liegt auf der Couch und will was Süßes“, informiert mich meine Erstgeborene.

„Hä?“, erwidere ich irritiert. „Die Emma steht doch neben dir?“

„Nein, das ist der Papa. Und der Papa ist die Emma. Und ich bin die Mama.“

„Aha“, mache ich, hole die schokoummantelten Erdnüsse aus der Schublade und begebe mich damit ins Wohnzimmer. M. liegt tatsächlich auf dem Sofa.

„Bitteschön, Emma!“ Ich werfe ihm die Tüte zu, doch er macht keinen begeisterten Eindruck.

„Ich dachte, du wolltest etwas Süßes?“, frage ich. Immer noch latent genervt, weil meine persönliche Wellness-Time schon beendet war, kaum dass sie angefangen hatte.

„Ja, aber keine Schokolade“, lächelt mein Mann und erhebt sich.

Dann nimmt er Ayleen bei den Schultern und schiebt sie Richtung Kellertreppe.

„Du, Mama gehst jetzt in den Keller. Tanzen“, sagt er zu ihr.

„Und du Papa …“ Er zieht Emma neben ihre Schwester. „Du schleichst hinterher und schaust durchs Schlüsselloch.“

„Und wir Kinder …“ Er nimmt meine Hand und grinst mich an. „Wir gehen nach oben. Spielen.“

Phallisch

Gestern Abend: Mein Mann hat mit den Kindern erfolgreich den ersten maskierten Einkauf hinter sich gebracht.

„Wenn die Gesichter bedeckt sind, achtet man plötzlich wieder vermehrt auf andere Attribute“, erklärt M. im Plauderton und schildert mir sehr plastisch, wie sich direkt vor ihm am Mehlregal eine junge Dame komplett nach unten gebeugt und ihm ungeniert den Hintern entgegengereckt hat.

„Du weißt schon – so, wie du das auch immer machst!“ Vergeblich versucht er im Stehen mit seinen Fingerspitzen die Zehen zu berühren, ohne die Beine zu beugen.

Tja, eine meiner leichtesten Übungen. Dreizehn Jahre Ballett lassen grüßen. Und ich bin generell zu faul, für sowas in die Hocke zu gehen. Sei es beim Schuhebinden oder beim „Gitarre-aus-der-Tasche-holen“. Allerdings mache ich mir dabei ebenso wenig Gedanken wie meine Geschlechtsgenossin im Supermarkt.

„Worauf du immer achtest.“ Ich schüttele lachend den Kopf und überlege, ob ich einem Typen auch sofort auf den Hintern glotzen würde, wenn er sich vor mir runterbeugt. Aber da Männer eher in die Hocke gehen als besagte Pose einzunehmen, wurde mir solch ein netter Anblick wahrscheinlich bisher verwehrt.

„Außerdem laufe ich ja eh grundsätzlich mit Scheuklappen durch die Gegend“, ergänze ich.

„Das stimmt“, brummt mein Mann. „Aber wenn sich dir jetzt im Supermarktgang ein Kerl breitbeinig in den Weg stellen und dir stolz sein Gemächt präsentieren würde, müsstest du hinschauen.“

„Oder schreiend wegrennen“, erwidere ich glucksend.

Dann schiebt sich plötzlich eine Szene aus längst vergangenen Tagen vor mein Auge.

„Wobei, weißt du noch? Mein Metro-Erlebnis?“

Er nickt.

Damals war ich siebzehn und mit meiner besten Freundin auf einer Interrail-Tour durch Frankreich. In der Pariser Metro saß uns ein großgewachsener, maximalpigmentierter Mitbürger gegenüber. Und das „großgewachsen“ bezog sich dabei nicht nur auf seine Kopf- bis Fuß-Länge. Er trug Shorts und thronte in typischer Cowboyhaltung auf dem Sitz. Nicht genug damit, dass der Herr ganz eindeutig Rechtsträger war. Nein, was da unter dem Hosenbund neben dem Oberschenkel hervorquoll, hatte tatsächlich verstörende Ähnlichkeit mit einem dritten Bein.

Man möge es mir verzeihen, dass ich da draufgestarrt habe wie ein hypnotisiertes Kaninchen. Ich war unschuldige 17, verdammt! Und ja, dieser Anblick hat tatsächlich einen sehr bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen. Mit Verlaub: Das wäre mir persönlich viel zu viel gewesen.

„Und dann muss man sich ja noch fragen, ob das ein Blut- oder ein Fleischpenis war“, sage ich gestern zu meinem Mann, als ich das Erlebnis Revue passieren lassen.

„Wäre das ein Blutpenis gewesen, wäre der Typ längst tot“, erwidert mein Mann trocken. Er deutet an, wie sein gesamtes Blut in seine unteren Gefilde schießt. Dann verdreht er die Augen und rutscht wie ohnmächtig von der Couch.

Oh Gott, ich muss schon wieder lachen. Und ich schäme mich gerade fürchterlich, dass ich Fotos, auf denen nicht nur mein Mann, sondern auch meine ältere Tochter zu sehen sind, als Beitragsbild für diesen nicht jugendfreien Post missbrauche. Aber die Fotos sind von gerade eben. Und ich mag sie sehr. Das muss Rechtfertigung genug sein.

Apropos Samen und so: Pusteblumen sind für mich der Inbegriff von Freiheit. Unzählige kleiner Fallschirme … unendlich viele Möglichkeiten.

Botox-Alternative?

Mein Mann war letzte Woche krank und er hat es natürlich nicht versäumt, uns anzustecken. Leider ist der Virus auf dem Weg zu uns irgendwie mutiert. Jedenfalls hat es uns Mädels um einiges heftiger erwischt.

Schlaf wäre da natürlich super, um sich zumindest Nachts etwas auszukurieren. Aber nicht einmal der ist mir vergönnt. Schon gleich gar nicht mit Reizhusten und Co. Bin bis um 03.30Uhr durch die Gegend getigert und bevor ich mir dann eine Schlaftablette reingepfiffen habe, dank derer ich immerhin 3h gepennt habe, war ich ausnahmsweise mal fürsorglich mit mir und hab auf meine völlig ausgetrockneten Schmiergelpapier-Lippen Propolis-Creme aufgetragen.

Irgendwo in meinem Hinterstübchen machte es zwar Pling. Ich hab auf dieses eigentlich sehr potente Heilmittel schon vor vielen Jahren allergisch reagiert und Propolis zum Missfallen meiner Mutter nie mehr angerührt. Meine Eltern imkern und machen die Salbe selbst und bei allen anderen außer mir wirkt sie Wunder. Auch bei meinem Eiliensche übrigens. Die hat sich damit gestern die Schnute ebenfalls mehrmals eingeschmiert. Und ihre Lippen sind heute streichelzart und vom Umfang her ganz normal.

Meine hingegen sehen jetzt aus, als hätte ich sie aufspritzen lassen und sie brennen wie Feuer. (Siehe Foto oben. Dafür musste ich nicht mal ein Duck-Face machen. Der Glanz kommt vom Honig und das Rot von der Entzündung. Gegen Honig – auch von meinen Eltern – bin ich übrigens nicht allergisch.)

„Ui, was für geile Blaslippen“, begrüßt mich mein Mann heute morgen. „Wollen wir gleich wieder nach oben gehen?“

Etwas später: „Eine Pornodarstellerin würde dich sofort nach der Adresse deines Schönheitschirurgen fragen.“

Wahrscheinlich kriegt der sich heute gar nicht mehr ein.

Ich dagegen bin nur am Jammern: „Und dann noch diese totale Matschbirne. Ich kann überhaupt nicht mehr denken.“

„Ich auch nicht“, antwortet er und starrt gebannt erneut auf meine Lippen.

Na, solange wenigstens einer Spaß hat. 😉

***

Und hier noch etwas, das der Federfarbenfee mehr Ehre macht:

Haarig

„Du hast echt dicke Haare“, bemerke ich, als ich meinem Mann seinen üblichen 16mm-Schnitt verpasse. Auch wenn er gerne 3-5-Tage-Bart trägt, hat er es auf dem Kopf lieber luftig.

„Ja, dann weißt du ja, von wem die Kinder ihre schönen Haare haben!“, erwidert mein Mann.

Kurz überlege ich, ob ich den Rasierer, mit dem ich gerade das Feintuning an seiner Nackenpartie vornehme, ausrutschen lasse. Das ist mir vor vielen Jahren mal versehentlich passiert. Da ist er dann ein paar Wochen wie ein Skin-Head durch die Gegend gelaufen.

„Dafür habe ich keine Geheimratsecken“, kontere ich schwach.

„Die bekommen ja auch nur schlaue Leute“, antwortet er.

***

Wir sind gerade auf dem Sprung. Gleich fahren wir zu meinen Eltern.

Mein Vater hat gestern über meine Mutter telefonisch ausrichten lassen, dass er mein Exposé lesen möchte.

Und nun weiß ich nicht, ob ich mich freuen oder fürchten soll.

© 2024 Federfarbenfee

Theme von Anders NorénHoch ↑

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen