… zitierte mein Vater kürzlich, aber nicht zum ersten Mal, John Maynard Keynes.

Und diese Tatsache, gepaart mit meinem starken Bauch(-über-Kopf-)Gefühl und der globalen Gesamtsituation, ist die beste Begründung dafür, dass ich inzwischen sehr viel mehr im Moment lebe als früher.

Wenn es nicht gerade um Umwelt- und Klimaschutz geht, interessiert mich alles, was sich auf lange Sicht auszahlt, ehrlich gesagt immer weniger. Mal ganz davon abgesehen, dass mein ureigenes Wesen noch nie ein besonders vernünftiges, aber dafür schon immer ein sehr emotionales war.

Wie schnell das, was in Stein gemeißelt schien, den Bach hinuntergehen kann, habe ich schon oft genug mitbekommen. Insbesondere dann, wenn es sich um Menschen handelt. Um ihre Gesundheit, die körperliche wie auch die mentale und um ihre hochtrabenden Versprechen und Bündnisse. Und das sage ich als jemand, dem es noch sehr viel bedeutet, jemandem sein Wort zu geben.

Allein meiner Kinder wegen richte ich den Blick überhaupt noch auf die Zukunft. Andernfalls würde ich inzwischen wohl kaum über die nächsten paar Monate hinausdenken.

Meinen letzten Beitrag vom Februar hatte ich kurz nach der Veröffentlichung wieder auf „privat“ gestellt, weil er mir im Hinblick auf meine Schreiberei zu radikal erschien.

Das Schreiben gehört mehr zu mir als mein Name an der Tür.

Ich habe tief in mich hineingespürt und dort brennt dieses Feuer noch hell und kräftig.

Der eigentlich Knackpunkt ist ein anderer.

Mir fehlt zunehmend der Zugang zu fiktiven Welten. Sowohl lesender- als auch schreibenderweise. Mein reales Leben ist bunt, turbulent und herausfordernd genug. Es bietet wenig Zeit, aber dafür viel Thrill und zum Glück auch Liebe.

Damit fallen diese beiden Genres schon mal flach, haha, bzw. reizen sie mich derzeit kaum. Dabei habe ich früher einen Thriller nach dem anderen inhaliert.

Aber aufgrund der ganzen echten Spannung – auf Mikro- wie auf Makroebene – habe ich irgendwie gerade keinen Nerv dafür, mir künstliche Dramen aus den Fingern zu saugen oder in die anderer Autoren abzutauchen. Hin und wieder mag mir das kurzfristig gelingen, aber halt „not in the long run“.

Schon lange habe ich kein Buch mehr in einem Rutsch durchgelesen, mich schon ewig nicht mehr völlig in einem verloren.

Leider?

Ich weiß es nicht. Dieser fortschreitende Prozess ist für mich nicht an ein „Verlustgefühl“ gekoppelt. Im Gegenteil: Ich fühle wesentlich mehr Fülle in meinem Leben als früher.

Vielleicht hängt es auch mit dem Alter zusammen. Je länger ich auf dieser Erde weile, desto weniger kann ich mit den gängigen Vorstellungen, Normen und Zielen anfangen. Zumal ich ohnehin von jeher eher gegen als mit dem Strom geschwommen bin. Und sobald ich merke, dass in Büchern die üblichen Klischees bedient werden, bin ich raus.

Ab und an fesselt mich ein Roman dennoch für gewisse Zeit – aufgrund des historischen oder aktuellen realen Bezugs etwa. Oder einfach wegen des höllisch guten Schreibstils wie z.B. bei „Dunkelgrün fast schwarz“ von Mareike Fallwickl.

Trotzdem ist es einfach nicht mehr das Gleiche wie früher.
Und wenn ich selbst mit dem Schreiben zuverlässig und dauerhaft „mein Geld verdienen“ möchte, muss ich ständig schreiben, ohne Unterbrechungen am Ball bleiben und im Jahr mehrere Bücher raushauen. Ansonsten kann ich mir mit den paar „Notscherln“ nicht mal ein gescheites Taschengeld zusammenkratzen.

Doch Schreiben wie am Fließband killt bei mir die Kreativität.
Das bin ich einfach nicht, auch wenn ich unter Druck zu Höchstform auflaufen mag. Wobei Letzteres vor allem dann funktioniert, wenn es um außerordentliche Anlässe geht, aber – ihr ahnt es schon – „not in the long run“.
In the long run lege ich zuerst einen Zwischenstopp bei meinem alten Kumpel „Burn Out“ ein, bevor ich schlussendlich eh abnippele. Also, auf diesen Zwischenstopp kann ich getrost verzichten.

Im Klartext heißt das, dass gerade 250 fertige FSK-40-Seiten auf Halde liegen. Ich hoffe, dass sich das bald wieder ändert, denn ich denke schon, dass die Geschichte gut ist. Aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt kann ich leider für nichts garantieren.

Was jedoch so sicher ist wie das Amen in der Kirche: Schreiben werde ich immer. Sieht man ja auch an diesem Blog. Im Gegensatz zu meinem Roman war der wirklich schon todgeweiht. Und irgendwann, wenn schon niemand mehr damit rechnet, komme ich doch wieder mit einem Beitrag um die Ecke. Hehe.

Dass das keine erfolgsversprechende Businesstaktik ist, braucht mir niemand zu erzählen. Das weiß ich schon selbst. Auch wenn ich weniger wirtschaftliches Verständnis und Handeln an den Tag lege, als man gemeinhin von einer diplomierten Kauffrau erwarten möchte – doch so viel ist zumindest noch hängengeblieben.

Aber in meinem Fall beißen sich Muse und Profitdenken wirklich dermaßen, dass es nicht nur schmerzt, sondern umbringt. Das eine das andere.

Wenn alle Stricke reißen, stelle ich mich wieder als Verkäuferin beim Bäcker rein. Die Fresserei geht immer und selbst als Studentin habe ich mit dieser Tätigkeit in einem Monat mehr Kohle verdient als mit der Schriftstellerei in einem Vierteljahr.

Auch Regale im Supermarkt einzuräumen halte ich für eine durchaus überlegenswerte Option. Hauptsache, ich kann weiterhin Gitarre spielen. Was Jobs angeht, bin ich wenig anspruchsvoll, null karriereorientiert – sogar als eine Karriere noch möglich erschien – und ziemlich anpassungsfähig.

Es wäre wohl auch ganz zweckmäßig, wenn mich mein Brotjob kognitiv und zeitlich nicht mehr so fordert wie früher. Es gab Jahre, da habe ich es gerade noch zum (Nicht)Pennen nach Hause geschafft, um dann frühmorgens wieder im Büro zu sitzen.

Und wofür?

Ich war damals voll am Arsch und meine musische, lebensspendende Quelle komplett versiegt.

Apropos Wasser: Nach einem deftigen Wasserschaden aufgrund unserer maroden Kupfer-Wasserleitungen – die waren ungefähr so alt wie ich – mussten wir in den sauren Apfel beißen und diese tickenden Zeitbomben eliminieren und in diesem Zusammenhang auch das gleichaltrige Bad erneuern. Für gut einen Monat haben wir hier nun eine Dauerbaustelle, keine Dusche und keine Badewanne.

Einige Tage lang hatten wir auch kein warmes Wasser im Haus und da hab ich es wie bei Oma gemacht und für die Körperwäsche Wasser gekocht und in die Spülwanne gegeben. (Okay, Oma war nicht der Luxus eines Wasserkochers vergönnt.) Irgendwann war das jedenfalls auch normal. Eine gewisse Anpassungsfähigkeit wurde dem Menschen dereinst also durchaus in die Wiege gelegt.

Und dieses Wissen verleiht mir Kraft und Zuversicht.

Solange es mir körperlich und mental gut geht, vermag ich auch mit unerwarteten und schwierigen Situationen umzugehen und zuzupacken, wenn es nötig ist.

Bin ich hingegen komplett schlaflos und ein nervliches Wrack, weht mich schon der kleinste Pups um.

Ergo sorge ich dafür, dass es mir gut geht.

Warum habe ich ausgerechnet einen Husky?

Weil er uns gut tut und weil mir die täglichen 10km-plus-Märsche gut tun. Tatsächlich laufen wir in der Woche im Schnitt um die 100km. Das erdet mich und hilft mir beim Schlafen. Dies wiederum macht mich wesentlich erträglicher – auch für mein Umfeld.

Warum spiele ich so viel Gitarre?

Weil sie mir so, so, so gut tut!

Warum mache ich YouTube-Videos?

Weil es mir Freude bereitet und diese Freude mir natürlich gut tut.

Meinem Eiliensche übrigens auch. Wohldosiert. Und das ist okay. Ich dränge mein Kind zu nix.

Dies ist der Argentinische Tanz von Tatiana Stachak, den wir bereits vor Längerem angekündigt hatten: