Dass es Personen gibt, die im Amazonuniversum gezielt auf Selfpublisher losgehen, indem sie ihnen fadenscheinige 1-Sterne-Rezensionen verpassen, um den Bewertungsdurchschnitt massiv zu drücken, ist mir schon seit einer ganzen Weile bekannt. Oft zeichnen sich die „Rezensenten“ dadurch aus, dass sie fast ausschließlich Selbstverleger konsequent mit nur ein bis zwei Sternen bewerten, und dass sie nicht einmal die Grundregeln in Sachen Orthographie beherrschen.

Durch das neu eingeführte Bewertungssystem „One Tap Review“ wird es diesen Hatern noch leichter gemacht, die Autoren zu denunzieren und ihnen empfindlich zu schaden. Es braucht keinerlei Begründung und null Zeitaufwand. Ein Click und ein verifizierter Kauf genügen. Ob darunter auch Bücher fallen, die im Rahmen von Unlimited ausgeliehen oder innerhalb einer „Kostenlos-Aktion“ erworben wurden, bleibt noch zu eruieren.

Doch da die Bücher der meisten Selfpublisher ohnehin wenig kosten, ist der verifizierte Kauf hier nur eine kleine Hürde. Einem hasserfüllten Menschen ist eine solche Attacke schon mal 2-3 EUR wert. Falls mein Buch ad dato nur über eine Handvoll Rezensionen verfügt und dann von irgendeinem dahergelaufenen Hater mit einem Stern abgestraft wird, ohne dass dieser auch nur einen einzigen Grund für diesen scheinbaren „Buch-Totalausfall“ liefert, bietet dies den potentiellen Käufern null Mehrwert. Doch dem Autor tut das richtig weh. Psychisch und finanziell.

Mein erster Gedanke war gestern Abend: „Wer hasst mich so, dass er mein Buch kauft, nur um es mit einem Stern bewerten zu können?“

Zumal ich selbst ein absoluter Gegner von Fake-Rezensionen bin. Bei den Bewertungen unter meinem Buch handelte es sich bisher ausschließlich um echte Lesermeinungen und das ist mir auch sehr wichtig.

Ich gebe zu, dass mich diese Aktion getroffen, verunsichert und demotiviert hat. Ja, ja, ich weiß: Don`t feed the troll. Aber ich sehe auch nicht ein, dass man solch ein missgünstiges Gebaren einfach unter den Tisch kehrt.

Wenn eine 1-Sterne-Bewertung gerechtfertigt ist, muss ich sie schlucken. Sofern es sich hierbei um eine konstruktive Rezension handelt, die genau aufzeigt, wo die Schwachstellen liegen, bietet sie potentiellen Lesern eine echte Entscheidungsgrundlage und kann sogar für mich als Autor eine Chance sein, mich zu verbessern.

Da ich nun mal ich bin, habe ich Amazon angeschrieben. Auch wenn mir bereits vorher klar war, dass ich da wohl keine große Hilfestellung zu erwarten habe.

Trotzdem wollte ich auf diese Missstände hinweisen. Und ich bin ja nicht die einzige Betroffene. Interessanterweise prüft Amazon die 5-Sterne-Rezensionen ja schon recht gewissenhaft auf ihre Authentizität, aber ein Stern wird einfach so nebenbei durchgewunken, oder wie?

Hier meine erste Email an den Support:

ASIN: B085MJ2SZ2Betreff: 1-Sterne-Bewertung ohne Rezension / Begründung

Sehr geehrte Damen und Herren,

heute habe ich für o.g. Band eine 1-Sterne-Bewertung ohne Rezension erhalten. Da die Rückmeldungen bisher ausschließlich positiv waren, liegt für mich der Verdacht nahe, dass es sich hierbei um einen Hater handelt, der nicht wirklich die Qualität des Produkts beurteilt, sondern lediglich daran interessiert ist, mir als Person bzw. Selfpublisherin zu schaden.

Bitte entschuldigen Sie die Umstände, aber für eine Überprüfung wäre ich dankbar. Schließlich bietet diese Bewertung den Lesern keinerlei Nutzen/Mehrwert.

Beste Grüße
Mary W. Luca

Daraufhin erhielt ich folgende Antwort:

Sehr hilfreich, wirklich. Obwohl ich den Support ad dato immer sehr positiv bewertet habe, gab es diesmal ein „Schlecht“. Immerhin kein „Schrecklich“ und dafür mit Begründung:

„Sehr geehrte Frau …

es geht mir nicht darum, dass Sie mir die Daten des Bewerters preisgeben, sondern darum, dass Sie überprüfen, ob derjenige des Öfteren ohne Begründung und aus reiner Willkür einen Stern via One Tap hinterlässt.

Ich finde dieses Instrument nicht sehr hilfreich – weder als Barometer für die Kundenzufriedenheit noch als Entscheidungsgrundlage für die Leser, wenn es dazu missbraucht wird, Personen gezielt zu schaden. Mir ist bekannt, dass Rezensionen grundsätzlich sehr kritisch von Ihnen auf ihre Authentizität hin kontrolliert werden. Daher sollte auch bei One Tap eine adäquate Kontrolle erfolgen.

Wenn, wie bei besagtem Buch 21 Fünf-Sterne-Rezensionen“vorliegen, liegt es m.E. nahe, dass dem einen Stern in der 22. Berwertung keine echte Beurteilung des Inhalts zugrunde liegt.

Mit freundlichen Grüßen
Mary W. Luca“

Eben erhielt ich eine Email, dass mein Hinweis geprüft wird. Davon verspreche ich mir allerdings nichts.

Besagter Hater soll trotzdem wissen, dass ich derlei nicht auf mir sitzen lassen und auch zukünftige, aus der Luft gegriffene ein-Sterne-Bewertungen melden/monieren werde.