Von jung und angejahrt in Wort und Bild

Schlagwort: #paarzeit

Wahrnehmungsdifferenzen

Heute Vormittag: Leider hat es jetzt auch unsere große Tochter erwischt und nun sind wir wieder ans Haus gefesselt. Was mich als notorische Stubenhockerin allerdings nicht sonderlich stört. Und im Gegensatz zu gestern ist heute auch draußen nicht eitel Sonnenschein.

Mein Mann studiert gerade die Lokal-News und teilt mir mit, dass wir am gestrigen Tag in einem Münchner Fotoladen einer Live-Demo für eine Luxuskamera hätten beiwohnen können.

„In welcher Preiskategorie bewegen wir uns denn da?“, frage ich.

„7.000 EUR plus“, antwortet mein Mann.

„War ja klar.“ Ich schüttle verständnislos den Kopf. „Wieso widmest du deine Aufmerksamkeit eigentlich dauernd solchen sündhaft teuren Dingen? Das ist das Gleiche wie mit den Videos von den Luxusvillen und Yachten, die du dir so gern anschaust. Mich langweilt so etwas. Warum soll ich mich mit Sachen beschäftigen, die unerreichbar für mich sind bzw. die ich mir eh nicht leisten kann?“

„Wenn ich da so denken würde wie du, hätte ich dich heute nicht an meiner Seite“, erwidert mein Mann. 

Ich liege gerade auf dem Boden und mache Rückenübungen. M. kniet sich vor mich, schiebt mein Sweatshirt hoch und küsst mich auf den nackten Bauch. 

„Schließlich kann ich mir dich eigentlich auch nicht leisten.“

„Nervlich, oder was?“ Ich lache.

Nein, ich weiß schon, wie er das gemeint hat. Obwohl ich diese seine Meinung überhaupt nicht teile. Im Gegenteil.

Schon als wir uns kennenlernten, sagte er, dass ich in einer ganz anderen Liga spiele als er.

Keine Ahnung, wie er darauf kommt. Und ich dachte eigentlich, dass nach 15 gemeinsamen Jahren von seiner rosaroten Brille der Lack genauso ab ist wie von mir. 🙂 

Wobei ich mich selbst sowieso von jeher für ein neurotisches, verpeiltes und pummeliges Wrack gehalten habe. Das tue ich zwar immer noch, aber inzwischen fokussiere ich mich verstärkt auf meine vereinzelten liebenswerten Eigenschaften und scheiß mir auch nicht mehr so viel um irgendwelche Schönheitsideale.

Hat aber gedauert, bis ich soweit war. Vor allem  Geschlechtsgenossinnen haben mir in der Vergangenheit oft das Gefühl vermittelt, ich würde nicht genügen. In diverser Hinsicht. Deswegen mag ich Männer auch prinzipiell lieber. Auch wenn es natürlich tolle Frauen gibt. Aber die müssen es erstmal schaffen, meine Misstrauensbarriere zu durchbrechen. 

M. ist wunderbar. Ich weiß sehr gut, warum ich mich für ihn entschieden habe. Sogar zweimal.

Und er macht mir auch einen Haufen Komplimente, die ich allerdings nicht dezidiert darlege, weil ich dann das Gefühl habe, ich würde mich selbst beweihräuchern. Daher entsteht hier wohl bisweilen ein etwas verzerrtes Bild von meinem werten Gatten. Zumindest für jene, die nicht zwischen den Zeilen lesen können.

***

Kleines Zucker-Update:
Obwohl ich wirklich weiterhin brav einen großen Bogen um alle Zuckerfallen gemacht habe, hatte ich in der letzten Woche drei katastrophale Nächte am Stück.

Zwei davon habe ich komplett durchgemacht, in einer habe ich mit Tablette 3 Stunden geschlafen.

Ich muss wohl nicht extra erläutern, was der totale Schlafentzug mit meiner seelischen Verfassung angestellt hat. Ich war mal wieder komplett am Boden. Und habe mir dann natürlich Zucker in hochkonzentrierter Form in den Blutkreislauf geschossen.

Mittlerweile habe ich mich zwar wieder berappelt, aber trotzdem haben mich diese ultramiesen Nächte doch ziemlich geschockt und mich kurzfristig meiner Motivation im Hinblick auf das Zuckerfreiprojekt beraubt. Naja, jetzt geht’s wieder.

***

Auf Instagram beteilige ich mich derzeit an der „10-Tage-10-Bücher“-Aktion: An 10 aufeinanderfolgenden Tagen soll man jeweils ein Buch posten, das einen in irgendeiner Form beeinflusst und/oder geprägt hat. Man darf sich aber nicht zum Inhalt des Buches äußern.

Da ich die meisten Bücher nur einmal lese und ich mir zudem früher ungefähr 90 Prozent meiner Lektüre in der Bücherei ausgeliehen und eigene Bücher nach dem Lesen oft an andere Buchbegeisterte weitergegeben habe, sind viele der Bücher, die mich auf meinem Lebensweg begleitet haben, gar nicht mehr in meinem Besitz. Aber ein paar habe ich noch.

Und ich habe mich im Rahmen dieser Aktion dafür entschieden, auch banale „Schundliteratur“ mit in diese Reihe aufzunehmen, die ich u.a. als Reise in meine eigene Vergangenheit ansehe.

Könnt ihr euch noch an die Challenge auf myTB erinnern, im Zuge derer wir eine Liste von Musikstücken zusammenstellen sollten, die uns in verschiedenen Lebensphasen begleitet haben? Anschließend durften wir die anonymisierten Listen den einzelnen  Tagebuchautoren zuordnen.

Die aktuelle Bücheraktion erinnert mich an jene damalige Aufgabe.
Platten- und Büchersammlungen können tatsächlich ganze Lebensgeschichten erzählen.

Soweit würde ich in meinem Fall zwar nicht gehen, aber nichtsdestotrotz markieren diese Bücher schon einzelne Stationen in meinem Leben.

Tag 1 und 2 (Ausflug in meine Kindheit):

Im Hinblick auf Silvia Seidel, welche „Anna“ in der gleichnamigen TV-Serie verkörpert hat und die wohl bis zu ihren Tod in dieser Rolle gefangen blieb, haftet dieser Geschichte inzwischen ein nicht nur schaler, sondern vor allem auch dunkler, beklemmender Beigeschmack an.

Weihnachtsgedicht?

Achtung, Achtung: Ich werde euch hier gleich mit meinem aktuellen Kindermund-Kapitel beglücken. Wer dieses Büchlein bereits auf Wattpad verfolgt, muss sich also folgende Anekdote, die sich vor unserem großen Besuch aus Übersee gestern zugetragen hat, nicht noch einmal antun. 

Kleine „Fußnote“ für einen guten Freund, der hier mitliest und den wir gerne als Übersetzer angeheuert hätten: Besagter neuer Lebensgefährte ist Luftfahrt-Ingenieur, nicht Astrophysiker. Ich hab ihn da im Vorfeld dümmlicherweise mit jemand anderem verwechselt. Dennoch fand ich es auch so anspruchsvoll (- und interessant -) genug, den Erläuterungen zu seinem Job, in dem er elektronische Systeme für Flugzeuge entwickelt, auf Englisch zu folgen. Zumal ich mich mit solch technischen Themengebieten schon auf Deutsch schwertue, aber unterm Strich hat das mit der englischen Kommunikation erstaunlich gut funktioniert. Obwohl M. nur ungefähr fünf Sätze zur Unterhaltung beisteuerte und die Kinder das Ganze ausschließlich mit einer heimatlichen Geräuschkulisse untermalten.

Ab hier sind nun Redundanzen für die Wattpadleser sehr wahrscheinlich:

Nachdem ich in den letzten Wochen Plätzchen und Lebkuchen tonnenweise produziert habe und außerdem am Geburtstag des Eiliensche mit einer famosen Schimmeltorte (siehe Männermund) glänzen durfte, habe ich mir geschworen, zumindest für die letzten Tage des Jahres in den Backstreik zu treten.

Wie formulierte es gestern die Leiterin des Kindergartens so treffend: „Wenn die stade Zeit vorbei ist, wird es endlich wieder ruhig.“

Nun verhält es sich aber so, dass morgen meine beste Freundin, die ich inzwischen seit 36 Jahren kenne, mit ihrem neuen Partner zu Besuch kommt. Sie ist vor anderthalb Jahren beruflich in die USA gegangen. Da es mich in Zeiten von Trump eher weniger nach Übersee zieht und uns diese Reise zudem vor finanzielle und zeitliche Herausforderungen stellen würde, sehe ich besagte Freundin derzeit nur ein- zweimal im Jahr. Und zwar immer dann, wenn sie nach Deutschland kommt. Ihren neuen Lebensgefährten kennen wir noch gar nicht. Wird ohnehin interessant, da meine Mädels außer ‚My name is‘, ‚Cat‘, ‚Dog‘, ‚Hello‘ und ‚Bye‘ kein Wort Englisch sprechen, aber ich schweife ab.

Jedenfalls möchte ich den „jungen“ Mann morgen gerne mit ein paar deutschen Backwaren vertraut machen und meine Freundin freut sich auch schon auf heimatliche Spezialitäten.

Damit der Kulturschock für den Herrn aber nicht allzu heftig wird, habe ich eben noch einen riesen Pott Chili aufgesetzt – und parallel dazu zusammen mit dem Ämmale Vanillekipferl im Akkord  gebacken.

Denn leider musste ich mit Entsetzen feststellen, dass sich unser enormer Plätzchenvorrat ominöserweise von geschätzten 500 Stück auf Null reduziert hat. Nur ein paar klägliche Zuckerperlen am Boden der Keksdose zeugen davon, dass ich einst tatsächlich gebacken und nicht nur davon geträumt habe. 

Also hab ich mein Gelübde gebrochen und mich doch nochmal ordentlich ins Zeug gelegt. 

Während das Ämmale gewissenhaft und liebevoll die Vanillekipferl mit Puderzucker betäubte, sauste haarscharf an ihrem Kopf ein gemeingefährliches Projektil vorbei. 

Und wer hat es abgefeuert?

Niemand Geringeres als die Frau Mama natürlich.

Es handelte sich hierbei um eine der Metallklammern, mit welchen meine hochexplosive Chiligewürzmischung im Zaum bzw. der Deckel auf dem Glas gehalten wird.

Das Ämmale nahm mir den unabsichtlichen Angriff auf ihr Leben zum Glück nicht übel und bestieg sogleich mit einer nahezu heroischen Geste den Küchenstuhl.

„Von hier habe ich eine gute Aussicht“, erklärte sie.

Die Klammer blieb leider trotzdem verschollen. Während ich auf dem Boden herumkroch, schmetterte das Ämmale:

„Kirche brennt.

Nikolaus rennt.

Ampel rot.

Nikolaus tot.“

Tja, was will man bei den Eltern anderes erwarten. Und dass ich lauthals lachen musste, stempelt mich wahrscheinlich erst recht als schlechteste Mutter aller Zeiten ab.

Doch wisst ihr was? Es geht noch besser!

Da folgende Anekdote jedoch nicht wirklich jugendfrei ist und außerdem schon fast zu viel Einblick in unser Intimleben gewährt, weiß ich nicht, wie lange ich sie online lassen kann:

Mein Mann und ich haben uns dieses Jahr einen Adventskalender für große Kinder und besinnliche, zweisame Stunden gegönnt.

Vor ein paar Tagen verbarg sich hinter dem Türchen ein Spielzeug, das für IHN bestimmt ist, welches sich aber auch wunderbar ins gemeinsame Liebesspiel mit einbauen lässt. Optisch erinnert es an einen weißen Silikonpilz, respektive an die Kappe eines Champignons. Mit Noppen statt Lamellen auf der Innenseite. Soweit so gut.

Wir deponierten das Teil, welches in einer Art Plastikei aufbewahrt wird, nach einem ersten Test ganz oben auf unserem Videoregal. Zum Glück hatten wir es zuvor einer gründlichen Reinigung unterzogen …

denn … 

als ich am nächsten Tag nichtsahnend ins Wohnzimmer kam, wurde ich vom Ämmale mit einer Handpuppe überrascht, die mir verdächtig bekannt vorkam. Meine Tochter öffnete und schloss ihre Finger, als wollte sie einen sprechenden Breitmaulfrosch imitieren:
„Hallo, Mama!“

Frohe Weihnachten!  ☆

Tagesnotizen #40: Abtauchen

Am Donnerstag und Freitag in der zweiten Osterferienwoche hat M. kurzfristig Urlaub genommen. Unser erster Impuls war es, die Kinder aus dem Kindergarten zu nehmen. Tja und nun haben wir Rabeneltern uns tatsächlich dazu entschlossen, das nicht zu tun und stattdessen diese paar kostbaren Vormittagsstunden nur für uns beide zu nutzen. In den fünf Jahren seit wir Eltern sind, hatten wir bisher nur zweimal die Möglichkeit, als Paar auszugehen. Das erste Mal war an meinem 40. Geburtstag, an dem ich ja wie von der Tarantel gestochen aus dem Lokal geflüchtet bin und das teure Essen direkt ins nächste Gebüsch gekotzt habe. In dem Fall nicht, weil ich so besoffen gewesen wäre, sondern weil ich mir eine Magen-Darm-Geschichte von den Kindern eingefangen, aber mir eingebildet habe, ich müsste das jetzt trotzdem durchziehen mit dem Essengehen. Wo wir nun endlich – nach Jahren! – die Gelegenheit dazu hatten.

Und was werden wir nun anfangen mit unserer Zweisamkeit?

Frühstücken gehen, uns durch`s Haus poppen …

Was man halt so macht als Paar, wenn man mal sturmfreie Bude hat. (Hoffe, dass es wirklich klappt und nicht wieder einer von uns krank wird.)

Da wir uns nun schon mal unter der Gürtellinie befinden, hier noch eine kleine Szene, die sich am gestrigen Sonntagnachmittag ereignet hat:

Die Kinder und ich sitzen auf der Terrasse und bemalen Ostereier.
Plötzlich springt das Ämmale (3) auf und ruft durch den Vorhang der geöffneten Terrassentür:
„Papa, warum malst du keine Eier an?“
„Weil meine Eier keinen Anstrich benötigen“, erwidert mein Mann laut und deutlich.
Ich gluckse und meine, auch aus den Nachbargärten gedämpftes Lachen zu vernehmen. Während meine Kinder mich verständnislos angucken und offensichtlich – und zum Glück – nicht verstehen, was daran so witzig sein soll.

Heute Nacht habe ich durchgemacht. Ist ja nix Neues. Nur waren leider auch schon die vorherigen Nächte grottig. Und die Kinder sind heute auch seit 05.30Uhr durchgehend um mich rum, weil sie ziemlich rumschnupfen und mein Eiliensche auch nicht gerade viel Schlaf abbekommen hat. So wollte ich sie nicht in den Kindergarten geben und außerdem war mir heute Morgen so überhaupt nicht nach sozialen Interaktionen mit anderen Leuten (exklusive meiner Familie) zumute. Dass mich Insomnia die letzten Nächte so massiv heimgesucht hat, liegt nämlich vornehmlich daran, dass mir die Menschen mal wieder zu viel geworden sind die letzten Tage. Und ich kann diese ganzen Mitteilungs- und andere Bedürfnisse, die da von diversen Seiten an mich herangetragen werden, einfach nicht filtern.

Das lerne ich in diesem Leben auch nicht mehr.

Mir hilft da nur spontanes Abtauchen. Einfach komplett ausklinken aus dem ganzen Wahnsinn. Für eine Weile. Auch wenn ich mit diesen Aktionen meinem Umfeld regelmäßig einen ganzen Bretterverschlag vor den Kopf knalle. Ich weiß, dass ich einen extrovertierten Eindruck mache und oft ein Lächeln auf dem Gesicht habe. Deshalb denken die Leute auch, dass ich gerne andere um mich rum habe. Ständig. Aber im Grunde meines Herzens bin ich nur ein miesepetriger Eigenbrödler. Und daraus mache ich auch keinen Hehl.

Ich habe ziemlich herumgeeiert, bevor ich diesen Eintrag verfasst habe. Gestern habe ich mal wieder mitbekommen, welche Tragödien sich in manchen Familien abspielen. Und dafür braucht man nicht erst tausende Kilometer weiter, sondern nur mal in die direkte Nachbarschaft schauen. Es ist echt unglaublich, was manche Menschen ertragen müssen. Dagegen sind meine Probleme nicht mal Hühnerkacke. M. und ich haben unsere Hilfe angeboten, aber den größten Wunsch dieser Leute, die zu den Guten (!) gehören, den können wir leider nicht erfüllen.

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