Von jung und angejahrt in Wort und Bild

Schlagwort: Selfpublishing (Seite 3 von 3)

Am Anfang war Lila: Kapitel 12

Grenzgänger

»Raus mit Euch!« Hecktisch wedelnd versucht Priska, zwei Fliegen zu verscheuchen, die vor ihrem Gesicht eine Art Balztanz aufführen. Das Fenster auf der Fahrerseite hat sie bereits geöffnet, aber die nervigen Insekten denken nicht daran, sich davon zu machen. Sie wirft einen kurzen Blick in den Innenspiegel. Elena schläft tief und fest in ihrem Kindersitz. Die rosigen Lippen sind leicht geöffnet. Priska spürt, wie sich ihr Herz wehmütig zusammenkrampft. Im Schlaf sieht ihre Tochter noch immer aus wie ein Baby. »Es ist nicht rechtens, dass dieses kleine Kind mit Geistern und Kreaturen aus düsteren Schattenwelten konfrontiert wird. Für sie sollte das Leben bunt und fröhlich sein. Frei von Sorgen und Ängsten.« Priska seufzt. Eine weitere Fliege hat sich auf Elenas rechtem Arm niedergelassen, der das kleine Feenhäuschen fest umklammert hält. »Habe ich vorhin versehentlich neben einem Misthaufen geparkt, oder wo kommen diese Viecher jetzt plötzlich alle her?« Priska fällt es schwer, sich auf die Straße zu konzentrieren. An der Windschutzscheibe tanzt inzwischen ein Fliegenquartett nach einer abstrusen Choreographie. Und draußen schüttet es wie aus Kübeln. Priska ist froh, dass die Strecke an diesem Tag kaum befahren ist. Spritzwasser und reflektierende Scheinwerfer hätten ihre übermüdeten Augen noch mehr strapaziert. Die graue Wolkendecke lässt kaum Licht hindurch. Doch Priska weiß, dass sich das Wetter schlagartig ändern kann, sobald sie den Brennerpass hinter sich gelassen haben. Sie hofft sehr darauf, bald von leuchtenden Farben und hellen, wärmenden Sonnenstrahlen empfangen zu werden. Möge die Helligkeit die Schatten der letzten Nacht vertreiben.

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Am Anfang war Lila: Kapitel 9

Dora

Eva konnte weder ihn, noch sich selbst täuschen. Sie hatte Angst. Vor der eigenen Tochter. Denn trotz allem war sie das: Ihr Kind. Sie hatte Dora unter dem Herzen getragen und sie zur Welt gebracht. Seit acht Jahren war sie dem Mädchen eine wundervolle Mutter. Johann hegte keinen Zweifel daran, dass Eva ihre Tochter inniglich liebte. Doch war ihm nicht entgangen, wie sie Dora ansah. Er spürte Evas Unwohlsein, wenn sie gezwungen war, mit ihr alleine zu sein. Zudem sorgte sich seine Frau wegen des Getuschels im Dorf. Obgleich sie es nie zugeben würde, teilte sie insgeheim die Meinung der tratschenden Weiber.

Nachdenklich betrachtete Johann seine Tochter, die neben ihm, auf dem von der Sonne vorgewärmten Steinwall saß. Arglos lächelte sie ihn an. Die goldenen Sprenkel in ihren violetten Augen leuchteten und die gebräunten Kinderbeine baumelten über saftigem Grün. Die Ziegen grasten zufrieden und auch Dora wirkte glücklich. Eine reine Kinderseele, wie sie unschuldiger nicht hätte sein können. Er fragte sich, was die Aufmerksamkeit der Leute erregt haben mochte. Dora verhielt sich in Gegenwart von Fremden stets unauffällig. Abgesehen von ihrer sonderbaren Augenfarbe unterschied sie sich nach außen hin nicht von ihren Altersgenossen. Gleichwohl redeten die Leute. Hinter vorgehaltener Hand munkelten sie, sein kleines Mädchen sei eine Hexe. Johann plagte das schlechte Gewissen. Es verging kein Tag, an dem er sich nicht fragte, ob es klug gewesen war, jenen Pakt einzugehen, von dem nur er und Eva wussten. SIE war keine Hexe. SIE diente weder Gott noch Teufel.

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Am Anfang war Lila: Kapitel 7

Antermoia

Der beschönigende Filter ist verschwunden. Und mit ihm all die lärmenden, lachenden Menschen – bunte Luftballons in der einen und ihre Kinder an der anderen Hand. Verflogen, der köstliche Duft von gebrannten Mandeln. Die Musik hat längst aufgehört zu spielen. Nur der Nebel ist geblieben und sogar noch dichter geworden. Priska sieht kaum mehr die Hand vor Augen.

Einzelne verwaiste Fahrgeschäfte tauchen, düsteren Skulpturen gleich, erst dann unvermittelt aus dem grauen Nichts an die sichtbare Oberfläche, wenn Priska schon fast mit ihnen kollidiert.

Wie eine fremdartige Kreatur aus einer anderen Welt reckt ihr der Krake seine Fangarme entgegen. Die Gondeln sind leer und doch hallen in Priskas Ohren die kreischenden Schreie vom vergangenen Tage nach.

»Wie lange willst Du da noch rumstehen und versuchen, Löcher in den Nebel zu starren«, hört sie auf einmal eine leise Stimme hinter sich. Sie klingt seltsam vertraut und zugleich so, als würde ihr Besitzer sich an einem fernab gelegenen Ort befinden und durch die Sprechmuschel eines altersschwachen Telefons mit ihr kommunizieren.

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Böser Logikschnitzer in Kapitel 5

Einen der zahlreichen Nachteile am Blogromanformat habe ich gestern Abend zu spüren bekommen. M. und ich frönten gerade einer Folge „Lost“ auf DVD.  Da schossen mir quasi aus dem Nichts zwei Gedanken in den Schädel, die meinen Puls augenblicklich in schwindelerregende Höhen trieben.

„Machen die bei der Bergrettung nur einen Crash-Kurs?“

Und:

„Würden sie wirklich einen Anwärter mit Hirntumor aufnehmen?“

In beiden Fällen drängt sich doch sofort die Frage auf, wer bereit wäre, solch ein Sicherheitsrisiko einzugehen. Die Antwort konnte ich mir innerhalb von Sekundenbruchteilen selbst geben: Keiner.

Fröhlich, frisch und frei bin ich tatsächlich gleich zweimal in die Deppenfalle für betriebsblinde, hin und wieder aus der Hüfte feuernden Möchtegernautoren getappt.  Doppelt hält bekanntlich besser.

Warum ich mir dieses Fauxpas nicht bereits während des Schreibens gewahr wurde, ist mir ein absolutes Rätsel, welches durchaus mit den in „Lost“ aufgeworfenen Mysterien mitzuhalten in der Lage ist.

Besonders tückisch bzw. logikfehleranfällig sind wohl gerade solche „Nebenschauplätze“, die für das weitere Geschehen nicht weiter von Belang sind und daher nicht unbedingt bis ins kleinste Detail ausgeleuchtet werden. Doch das ist keine Entschuldigung. Ich selbst HASSE Logikfehler in Geschichten. Sie trüben meines Ermessens den Lesegenuss beträchtlich, gerade, wenn es sich um gröbere Schnitzer handelt.

Wahrscheinlich musste ich das Geschriebene wirklich erst sacken lassen, bevor der gesunde Menschenverstand so gütig war, mir die Scheuklappen abzunehmen.  Das ist ja tatsächlich ein Punkt, der immer und immer wieder als Schreibtipp bemüht wird: Entwurf für einige Zeit beiseite legen. Abstand gewinnen. Dann erst überarbeiten.

Nur ist dies bei einem Blogroman nicht so ohne Weiteres umzusetzen. Zumindest ich habe damit erhebliche Probleme. Mein Schreibtempo ist aufgrund der äußeren Umstände  stark verbesserungswürdig. Wenn ich jedem Kapitel nach dem Schreiben erstmal eine gewisse Ruhezeit gönne, geht pro Monat nur ein Kapitel online. Das möchte ich den Lesern nicht antun. Allerdings werde ich zukünftig zwischen Schreiben und Veröffentlichen zumindest einen Tag Zwangspause einlegen und damit hoffentlich das Risiko für einen weiteren Lapsus dieser Art mindern.  Andernfalls steht das gestrenge Gespenst, welches diesen Eintrag ziert, schon bereit.

Das 5. Kapitel habe ich nun folgendermaßen abgeändert:

 

Versonnen strich Ranieri mit seinen Fingerkuppen über ihre Wangen. »Ich wollte mich der Bergrettung anschließen«, informierte er sie.

»Wie bist Du denn auf die Idee gekommen?« Priska war ein wenig verblüfft angesichts dieses abrupten Themenwechsels.

»Sie suchen immer händeringend nach Leuten und guten Kletterern.« Er machte eine kurze Pause und wickelte sich eine ihrer Haarsträhnen um den Zeigefinger.

»Aber sie erklärten mir, dass die Ausbildung mindestens zwei Jahre dauert. Doppelt so lange, wie ich voraussichtlich noch leben werde.« Er lachte bitter auf. »Außerdem ist es fraglich, ob sie mich mit meinem… Handicap …überhaupt aufgenommen hätten. Doch es wäre eine Möglichkeit gewesen, die Zeit, die mir noch bleibt, sinnvoll zu nutzen. Und mich hätten sie gerne zu den riskantesten Einsätzen beordern dürfen. Wäre ich dabei drauf gegangen, hätte ich nicht auf den Tod warten müssen. Das ist nämlich ein echt ätzendes Gefühl und es wird noch schlimmer werden. Oft denke ich, es wäre besser, ich würde gleich abkratzen. Dann hätte ich es wenigstens hinter mir.«

 

Vielleicht ein wenig holprig, aber immerhin ist der Logikfehler ausgemerzt.

Gedanken zum Plotten, Selfpublishing und Networken / Teil 2

In den vergangenen Monaten wurde ich schon mehrere Male mit der Frage konfrontiert, warum um alles in der Welt, ich meine Geschichte online und noch dazu in Form eines kostenlosen Blogromans veröffentliche.

Bereits mein ursprünglicher Plan, den Roman als Kindle-Ebook herauszubringen, bereitete einigen Leuten Bauchschmerzen. Nach wie vor sind viele der Ansicht, dass ausschließlich Verlagsautoren ernstzunehmende Schriftsteller seien und ich zumindest hätte versuchen sollen, mein Manuskript nach Fertigstellung einem renommierten Verlag anzudienen statt es im elektronischen Format und auf eigene Faust zu „verscherbeln“ oder  gar für lau anzubieten.

Diese klassische Variante wäre natürlich auch ein gangbarer Weg gewesen, aber die Frage ist, ob er tatsächlich jemals ans Ziel geführt hätte. So träumerisch ich auch veranlagt sein mag: Der Illusion, ausgerechnet mein Roman würde aus der gewaltigen Flut an täglich eingesandten Manuskripten gefischt werden, kann ich mich nicht hingeben. Diese wenig rosigen Aussichten, nur für mich und die Schublade zu schreiben, hätten meine Motivation sofort im Keim erstickt.

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Gedanken zum Plotten, Selfpublishing und Networken / Teil 1

Drei Anglizismen allein in der Überschrift. Es scheint schlimmer um mich bestellt zu sein, als ich dachte.  Allerdings kommt ein debütierender Autor heutzutage um diese Begriffe kaum noch herum.

Früher bin ich gerne der romantisch-verklärten  Vorstellung anheim gefallen, als Schriftstellerin könne ich abgeschottet  in meinem imaginären Turm vor mich hinschreiben und mich ohne jegliche störenden, ablenkenden Einflüsse von außen in meine Geschichten vertiefen.  Kaum hätte ich dann irgendwann die Fensterläden aufgestoßen und mein Näschen kurz an die frische Luft gehalten, wäre auch schon ein Ritter alias Verlag meinem leisen Ruf gefolgt und hurtig auf einem weißen Schimmel dahergaloppiert.

So funktioniert das natürlich nicht. Zumindest, was das Gros der Autorenfrischlinge angeht.

Bei mir zerplatzt diese schillernde Seifenblase bereits regelmäßig an dem Punkt, der endlose, ungestörte Schreiborgien voraussetzt.  Mit zwei kleinen Kindern öffnet sich nur selten bis gar nicht ein entsprechend großes Zeitfenster. Die Nächte durchzuschreiben, hat sich auf Dauer auch nicht als alltagstauglich erwiesen.  Als chronische Insomnikerin bin ich es gewohnt, mit wenig Schlaf auszukommen, aber ganz ohne geht es leider auch nicht.

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Der Blogroman bekommt ein Gesicht

Dies wird eher eine technische Notiz denn ein emotionsgeladener Tagebucheintrag. Als Ausgleich folgt im nächsten (,morgigen) Post ein eben solcher.

Kapitel 4 allerdings wird noch ein paar Tage auf sich warten lassen.  Der Wille ist stark, aber die Kinder sind stärker.

Da meine ureigene Natur eine eher chaotische ist, bin ich erst sehr spät auf den Trichter gekommen, dass es für die Leser meines Blogs und/oder auch nur meines Romans nicht gerade komfortabel sein kann, wenn sie sich die wild verstreuten Kapitel einzeln zusammensuchen müssen. Zudem birgt es für Neueinsteiger eine gewisse Spoilergefahr, wenn sie unwillentlich und ohne Vorwarnung sofort mit dem neuesten Kapitel konfrontiert werden.

Daher habe ich nun im Hauptmenü unter „Geschriebenes“ die Kategorie „Blogroman“ und dort wiederum den Punkt „Kapitelübersicht“ angelegt.  Dieses Inhaltsverzeichnis ist mit bisher 3 Kapiteln noch nicht sonderlich umfangreich, aber das wird sich (hoffentlich) bald ändern.

In der Sidebar auf der rechten Seite gelangt Ihr durch einen Klick auf das Bild mit dem Schriftzug „Am Anfang war Lila“ ebenfalls direkt zur Kapitelübersicht.

Die einzelnen Kapitel werden dennoch weiterhin in der aktuellen Beitragsübersicht zu finden sein, da es tatsächlich auch Leute geben soll, die jeden meiner Einträge verfolgen und die es begrüßen, alle neuen Posts auf einen Blick erkennen zu können. Ich werde jedoch unter das Titelbild ab sofort einen Link zum Inhaltsverzeichnis setzen und den Text erst nach dem „Weiterlesen-Tag“ starten lassen. Es ist also nahezu unmöglich, unabsichtlich in ein neues Kapitel hineinzustolpern.

Wie Ihr sehen könnt, habe ich nun ausserdem ein Titelbild für den Roman erstellt. Für den ein oder anderen mag es gewöhnungsbedürftig erscheinen. Ich bin mir selbst noch nicht so ganz im Klaren darüber, ob ich diese Zeichnung mag und ob sie der Geschichte gerecht wird. Einstweilen habe ich aber meinen Frieden mit diesem – nennen wir es – „Arbeitscover“ geschlossen. Als Erkennungszeichen ist es in jedem Falle ausreichend, denke ich.

Der Weg zum eigenen Buch

Und Euch möchte ich gerne mitnehmen auf diesen Weg! Auch wenn dieser mit Sicherheit so einige Stolperfallen bereit hält und ich mich manchmal im Dickicht abseits des Pfades verirren und hin und wieder die falsche Abzweigung nehmen werde.

Es ist Herbst. Noch. Letzten Herbst, zur Kastanienzeit – ich war gerade mit meinem Ämmale schwanger – schrieb ich euphorisch in mein Online-Tagebuch: „Der Plot steht und nun verfolgen die Ideen wieder mich und nicht umgekehrt.“

Das ist nun mehr als ein Jahr her. Das Gerüst der Geschichte ist inzwischen stabiler geworden, aber noch habe ich keine einzige echte Zeile zu Papier bzw. in das Textverarbeitungsprogramm gebracht. Das soll, nein, das WIRD sich nun ändern.
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