Letzten Monat – ich weilte gerade auf der schönen Insel Malta und blickte stumpfsinnig, aber durchaus zufrieden auf den tiefblauen Ozean hinaus – erhielt ich zwei Emails, die mein Gehirn dazu animierten, doch ein paar rudimentäre Denkprozesse in Gang zu setzen. Die eine Nachricht stammte vom Vorschulkindereltern-Mailverteiler und tut hier nichts zur Sache. Die andere kam von meinem Webspaceanbieter, der mich dazu aufforderte, umgehend den Jahresbetrag zu begleichen. Andernfalls würde er mir bzw. meinem Blog radikal den Saft abdrehen.

Ehrlich gesagt war ich drauf und dran, die Mail zu ignorieren und meine Seite hier tatsächlich sterben zu lassen. Die Gründe hierfür sind vor allem profaner Natur: Zum einen neige ich zum Verzetteln und je mehr ich mich beim Bloggen austobe, desto weniger Zeit und Muse bleibt für meine Geschichten. Zum anderen – und das beschäftigt mich weitaus mehr, sind die Datenschutzvorschriften für Blogbetreiber mittlerweile so stringent und „herausgeber“-unfreundlich, dass sogar semi-anonymes Bloggen mittlerweile schier unmöglich ist. Und es geht mir einfach nicht in den Schädel, warum ich, als nicht kommerzielle, völlig unbedeutende Tagebuchschreiberin im Impressum meine komplette Anschrift angeben und damit riskieren soll, dass irgendwelche Verrückten direkt bei mir vor der Haustür aufschlagen.

Ich weiß, die meisten machen sich zu den Impressumsvorschriften keine Gedanken. Entweder, weil sie in seliger Unwissenheit schwelgen oder weil sie getreu den Mottos „No risk, no fun“ und „i don’t give a fuck“ agieren. Das gilt übrigens auch für zahlreiche Self-Publisher, die auf Amazon munter ihre Werke gleich ganz ohne Impressum veröffentlichen. Eventuell ist mir das Thema deshalb auch so präsent, weil ich nun tatsächlich bei meinem letzten Romankapitel angelangt bin und ich auch diesen Veröffentlichungsweg in Betracht ziehe. Das habe ich schon immer. Es wäre der letzte Schritt, wenn Agenturen und Verlage für mich und meinen Roman nicht einmal ein müdes Lächeln übrig haben und stattdessen getrost auf uns scheißen.

Jedenfalls macht mich diese Impressumskiste komplett fertig. Auch wenn das keine Sau versteht. Aber es kapiert ja auch fast keiner, warum ich bereit bin, mein Studium, eine gefragte Weiterbildung und viele Jahre Berufserfahrung dranzugeben, um meinem Traum von der Schriftstellerei nachzujagen und damit einer brotlosen Kunst, wie man so schön sagt, den Vorzug zu geben. Und wenn man sich so ansieht, wie Bücher heutzutage verscherbelt werden, muss man schon ein professioneller Hungerkünstler sein, um sich wirklich noch dem Schreiben … verschreiben … zu wollen. Dabei bin ich doch jemand, der mit Hungern so gar nichts mehr anfangen kann. Und leisten kann ich es mir eigentlich auch nicht. Finanziell, meine ich. Auch wenn ich äußerst dankbar dafür bin, dass mein Mann so fest an mich glaubt und mich unterstützt. Selbstverständlich ist das nicht. Trotzdem rückt die Notwendigkeit, wieder eine Anstellung annehmen zu müssen, bedrohlich näher. Und ich frage mich mehrmals täglich, wie zur Hölle ich das machen soll. Wo ich doch immer noch nicht schlafe und auch meine alten Muster, die sich in fehlender Abgrenzungsfähigkeit sowie in dem Automatismus manifestieren, immer in die Vollen und weit über meine Grenzen hinausgehen zu müssen, noch nicht Schnee von gestern sind.

Doch nun Schluss mit dem Geseiere und zurück zum Ausgangsthema: Warum existiert dieser Blog überhaupt noch? Nun, die Statistik hat mir gezeigt, dass einige alte Beiträge wie beispielsweise jener über die „Kuhmilcheiweißallergie“ immer noch regelmäßig frequentiert werden und daher wohl doch einen gewissen Nutzen stiften. Zumindest für ein bestimmtes Klientel. Außerdem ist diese Seite die letzte Verbindung zu den ehemaligen My-Tagebuchautoren und irgendwie bringe ich es nicht über’s Herz, diese endgültig zu kappen. Also habe ich mal wieder brav Geld dafür bezahlt, hier schreiben zu dürfen statt Geld dafür zu bekommen. Wobei, so ganz stimmt das nicht: Irgendetwas gibt es mir wohl schon, dass ich hier zumindest einmal jährlich aktiv bin. 🙂

Und nein: Ich wohne nicht in Berlin. Noch bewege ich mich mit dem Pseudonym-Service, den ich nach wie vor für’s Impressum nutze, zumindest in einer rechtlichen Grauzone. Naja mal sehen, was das wird.

Ansonsten wisst ihr ja, wo ihr mich findet: Auf Wattpad. Halb verschüttet, zwischen Massen von Bad-Boy-, Glitzer-Vampir- und BDSM-Geschichten. 😉