Hartkekse und Bitterschokolade . Die Lieblingssüßigkeiten meiner Kindheit. Obwohl sie ihrem Namen jeweils alle Ehre machten. Sie hielten sich versteckt in den ehemaligen Bundeswehrproviantpaketen, von denen mein Vater eine große Anzahl im Vorratskeller hortete. Woher er sie hatte, weiß ich beim besten Willen nicht mehr. Schon zum damaligen Zeitpunkt war der Inhalt dieser schmucklosen grauen Schachteln geschätzte 100 Jahre alt.  Doch die Dauerwaren trugen ihren Namen völlig zurecht und würden wohl auch heute nicht anders schmecken als in den späten Achtzigern.

Wie Schatzsucher sind wir uns vorgekommen, meine Schwester und ich, als wir regelmäßig die Kellertreppe hinunterschlichen, um nach Restbeständen der heißgeliebten Kekse und Schokoladentäfelchen zu fahnden.  Die Kekse aßen wir gerne zu Quark mit Apfelmus und das in handliche 50g-Portionen gewickelte, schwarze Schokoladenglück ließen wir uns Stück für Stück auf der Zunge zergehen. Vollmilchschokolade erschien mir im Vergleich zu jenem intensiven Kakaogeschmack wie ein fader Abklatsch.

Diese am Rande meines Bewusstseins dahindümpelnden Kindheitserinnerungen wurden nun von meinen Töchtern jäh vom semi-komatösen in den Wachzustand versetzt.  Im Rahmen meines Abspeckvorhabens hatte ich mich schweren Herzens dazu überwunden, die 300g-Vollmilchschokoladentafeln, die ich mühelos auf Ex zu vernichten in der Lage bin, im Regal zu lassen und mich statt dessen mit 80prozentiger Bitterschokolade einzudecken. Doch die war schneller weg. als ich „Schoki“ sagen konnte.

Schwarzbraun verschmierte, wonnevoll lächelnde Kindermünder wiesen den Weg zu dem dunklen Ort, an dem die noch dunklere Kakaomasse auf Nimmerwiedersehen verschwunden ist.

Die zartschmelzende, hellbraune Schokolade mit dem weißen Kern und dem herzallerliebsten Bubengesicht auf dem Cover dagegen liegt – fast – unangetastet in der Schublade. Muttern hat sich auf den Schrecken hin zwei Riegelchen gegönnt.

Nun nehme ich mir aber ein Beispiel an den Kindern und genieße mit ihnen zusammen dünne Täfelchen hochprozentiger Bitterschokolade.

Kaffee kann übrigens dabei unterstützen, das Maximum an Schmelz und Aroma aus dem schwarzen Gold herauszukitzeln. Einen Schluck heiße Adrenalin-Brause und ein Stückchen Schokolade gemeinsam in den Mund bugsieren . Lutschen, Geschmacksknospen ausfahren und genießen.

Derzeit rieche und schmecke ich. Ein Zustand, den ich sehr begrüße, der jedoch nicht von Dauer sein wird. Mein Mann hat eine neue Erkältungswelle eingeläutet und es ist nur eine Frage der Zeit, bis mein nach wie vor angeschlagenes Immunsystem erneut kapituliert. Unser Alltag zeigt sich, was die Infektplage angeht, seit geraumer Zeit nicht gerade von seiner Schokoladenseite.

Der ein oder andere wird sich fragen: Warum isst sie denn überhaupt Schokolade, wenn sie doch vor hat, Gewicht zu verlieren und nicht noch etliche Kilos oben drauf zu packen?

Ich kann und will nicht ohne, schlicht und ergreifend.

Zur bitteren Variante greife ich aus zwei Gründen:

Zum Einen hindert sie mich daran, Unmengen zu verdrücken. Entweder, weil mein Magen nach mehreren Stückchen 80plus-Schokolade einfach streikt oder weil mich dunkle Schokolade tatsächlich schneller zufriedenstellt. Da sind sich mein Bauchgefühl und ich noch unschlüssig.

Zum Anderen sind die positiven Auswirkungen auf Körper und Geist nicht zu verachten. Und das sage ich nicht, um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen. Zumindest nicht mehr.

Denn inzwischen habe ich knallharte Fakten – fast so bruchfest wie Hartkekse – recherchiert:

Tatsächlich scheint dunkle Schokolade ein wahrer Tausendsassa in Sachen Gesundheit zu sein.

So soll sie

  • vor Herz-Kreislauferkrankungen schützen,¹ ² 4
  • die Gefäße stärken4
  • entzündungshemmend4 wirken,
  • Blutdruck¹, Cholesterin5 und das Schlaganfallrisiko4 senken können,
  • freie Radikale abfangen und so die Zellen vor irreversiblen Schäden bewahren¹,
  • die Ausschüttung von Stresshormonen reduzieren¹
  • und die Hirndurchblutung¹ sowie die Gedächtnisleistung¹ vergrößern.

Weiterhin lassen neuere Studien darauf schließen, dass sie Insulinspiegel¹ 4und Stoffwechsel¹ günstig beeinflusst und damit tatsächlich auch der Figur gut tut.

Die meisten dieser positiven Effekte sind darauf zurückzuführen, dass Bitterschokolade reich an vielfältigen Flavonoiden¹ ² ³ ist, die ihrerseits zu der eher bekannten Übergruppe der Polyphenole zählen. Natürlich enthalten auch andere Lebensmittel einen nicht zu verachtenden Polyphenolcocktail. Man muss sich diese begehrten Pflanzenstoffe also nicht in Form von Schokolade zuführen, aber man kann.

Wichtig ist offenbar, dass zeitgleich mit der Schokolade keine Milch verzehrt wird, da diese wohl die Aufnahme der Flavonoide blockiert.² Milchschokolade disqualifiziert sich daher von vornherein. Schokoladen mit mehr als 75% Kakaoanteil sind meiner Erfahrung nach jedoch meist milchfrei.

In der Zeit, als ich mich wegen der Kuhmilcheiweißallergie des gestillten Ämmale milchfrei ernährt habe, bin ich quasi zum Detektiv für milchfreie Schokoladensorten avanciert. Milchfrei und Schokolade klingt unvereinbar, ist es aber nicht.  Denkt einfach weg von der Milchschokolade. (Wie oft habe ich in den letzten zwei Zeilen eigentlich das Wort „milchfrei“ benutzt? Milchfrei, milchfrei, milchfrei, milchfrei, milchfrei….milchfrei! Yeah! Seid Ihr jetzt traumatisiert? Das lag nicht in meiner Absicht.)

Was die Auswirkungen auf Stresslevel und Gehirnaktivität angeht, gäbe ich selbst das perfekte Versuchskaninchen ab. Sobald meine Insomnie wieder Überhand nimmt, der Alltagsstress mich förmlich erschlägt und ich trotzdem in irgendeiner Form produktiv sein möchte – wie etwa jetzt, da ich um Mitternacht wie bekloppt in die Tasten haue und meine Pausen darin bestehen, abwechselnd zu den nicht bis schlecht schlafenden, aufschreienden Kindern zu eilen, merke ich, wie mein Schokoladenbedarf rapide ansteigt.  Leider habe ich bisher meist zur Vollmilchschokolade gegriffen.

Nun bin ich aber gewappnet, mit einem hochqualifizierten Heer an Bitterschokoladen im Rücken. Natürlich sollte dieses mit Bedacht eingesetzt werden. Auch Bitterschokolade ist nicht für den kiloweisen Verzehr gedacht. Aber ab 50g – und die sind wohl noch im Rahmen – hält da mein Magen ohnehin das Stoppschild hoch, wie gesagt.

Randnotiz für mich: Meine Große scheint sich auf dem Höhepunkt der Trotzphase zu befinden, die schon beinahe vorpubertäre Dimensionen annimmt. Derzeit ist es Gesetz, dass jedes schönes Erlebnis mit einer sirenengleichen Heularie abgeschlossen wird und bereits ein widerspenstiger Joghurtdeckel oder ein Kleidungswechsel kann zu einem Tobsuchtsanfall führen, bei dem einen Hören, Sehen – und Verstehen – vergeht. In Erwartung einer wenig erquicklichen Nacht und eines tränen- und wutreichen neuen Tages genehmige ich mir jetzt noch ein Stück Bitterschokolade. Wohl bekomm`s!

PS:  Obwohl ich mich nicht vegan, nein, noch nicht einmal vegetarisch ernähre, bin ich schwer am Überlegen, ob ich mir eines der im Folgenden genannten Bücher zulegen soll. Die Rezepte sind milchfrei und damit auch für Kuhmilcheiweißallergiker geeignet sowie für alle Schokoholics, welche das Potenzial der dunklen Versuchung voll ausschöpfen möchten. Fran Costigan genießt einen sehr guten Ruf und allein beim Anblick ihrer Kreationen läuft mir schon das Wasser im Munde zusammen.

Quellennachweis der abgebildeten Bücher:

http://www.amazon.de/DAIRY-FREE-DESSERTS-NATURALLY-Costigan-Paperback/dp/B00YDJK2NY/ref=sr_1_3?ie=UTF8&qid=1458209004&sr=8-3&keywords=fran+costigan

http://www.amazon.de/Vegane-Schokolade-Unvergleichlich-verf%C3%BChrerische-milchfreie/dp/394412524X/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1458209004&sr=8-1&keywords=fran+costigan

Quellnachweis Literatur:

  1.  Die Welt: Schokolade ist gesund und gut für die Figur
  2. Focus: Ist Bitterschokolade gesünder?
  3. Urgeschmack: Was sind Flavonoide?
  4. Assmann-Stiftung:Wenn bittere Schokolade den Blutfluss erleichtert Flavonoide in der Primärprävention von Schlaganfall und koronaren Herzkrankheiten
  5. Medical Tribune: Cholesterin senken mit Joghurt, Nüssen und Schokolade