„Wie heißt die Prinzessin?“

Ich bin ratlos: „Welche?“

Das Eiliensche schnaubt ungehalten durch ihre frischgeföhnten Haare, die einem seidenen Vorhang gleich ihr Gesicht verdecken.  „Die mit dem orangen Kleid. Blau ist auch mit dabei. Sie hat auch keine Windel mehr. Und so Haare wie ich. Nur schwarz.“

Fieberhaft gehe ich alle mir bekannten Märchen im Geiste durch. Die üblichen Verdächtigen scheiden offensichtlich aus. „Ist sie so alt wie Du?“, wage ich einen weiteren Vorstoß.

„Ein bisschen größer. Und sie wird noch größer.“

„Dornröschen wird zuerst als Kind gezeigt. Rapunzel auch…“ Ich überlege laut und ziehe damit die Entrüstung meiner Erstgeborenen auf mich: „Die haben doch keine schwarzen Haare!“

„Schneewittchen?“

„Nein! Mensch, Mama! Du kennst die.“ Das Eiliensche wird immer ungeduldiger. Die Stimmung droht endgültig zu kippen.

„Es hilft alles nichts, mein Schatz. Du musst mir noch etwas mehr erzählen. Sprichst Du von einem Film oder von einem Buch?“

„Von einem Film.“

„Kannst Du mir den nachher zeigen?“

„Nein. Ich weiß nicht, wie die Verpackung aussieht.“ Die verzweifelte Anstrengung, mit der meine Tochter die Identität der geheimnisvollen Prinzessin zu lüften versucht, rührt mein Herz.

„Was macht sie denn in dem Film?“

„Sie macht die Puppen kaputt.“ Hoppla, das ist aber gar nicht ladylike. Scheint ein Märchen mit einem eigenwillig-innovativen Ansatz zu sein.  Aber ich komm einfach nicht drauf.

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