Von jung und angejahrt in Wort und Bild

Monat: September 2016

Mary verdünnisiert sich – Wochenbilanz #5

Im Grunde könnte ich momentan auch mit flüssigem Süßstoff beträufelte Pappe essen statt Schokolade. Mein Geruchssinn hat gerade mal wieder Urlaub und mein Immunsystem dafür Stress. Da schreibe ich letztens noch locker-flockig vom zärtlichen Austausch hochpotenter Erkältungsviren und prompt haben sich die fiesen Kerlchen bei mir eingenistet und gleich für Nachwuchs gesorgt. Ein wenig frustriert bin ich darüber schon. Seit ich mich so ausnehmend gesund, ja, geradezu mustergültig, ernähre, habe ich mir eingebildet, dass meine Immunabwehr schon deutlich erstarkt wäre. Aber scheinbar haben die Makrophagen, T-Zellen und all die anderen Helferlein noch nicht ausreichend vom Vitamincocktail gekostet.

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Tagesnotizen #19: Love is in the air

Romantik zwischen Stinkewindeln,  ausgelutschten Weintrauben, gemeingefährlichen Legosteinfallen, einem Kind, dessen innovative Ideen im Zweiminutentakt zur fiesen Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für die Eltern werden und einem weiteren Kind, das sich gerade konzentriert damit abmüht, die Fugen im Couchtisch mit Bananenbatz zu kitten?

Ja, es ist möglich! Mein Mann hat mir heute eine ausgeklügelte Rezeptur mit Herzklopfgarantie präsentiert.

Noch nie sind mir seine blauen Augen trotz des hauchzarten Müdigkeitsschleiers strahlender erschienen, sein mit Bröseln aufgepeppter Dreitagebart unwiderstehlicher und seine Schultern in dem von Kinderfettfingern verzierten Sweatshirt stärker. Mein Eiliensche versuchte noch, mich davon abzuhalten, aber da bin ich ihrem Papa schon um den Hals gefallen. Ein inniger Kuss und ein intensiver Austausch von diversen Erkältungsviren unterschiedlicher Abstammung folgten. Das heisere Timbre in M. Stimme hat übrigens durchaus seinen Reiz. Jedenfalls vollführten die Schmetterlinge in Mamas Bauch tollkühne Loopings, während zwei völlig verdatterte Kinder Zeugen von Zärtlichkeitsbekundungen wurden, die ausnahmsweise nicht ihnen galten.

Was war passiert? Drehen wir die Uhr ein paar Stunden zurück. Zum Start des Romantifizierungsprojekts:

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Mary verdünnisiert sich – Wochenbilanz #4

Der Lockruf zartschmelzender Vollmilchschokolade vermag es inzwischen nicht mehr, mich aus der Bahn zu werfen.

Vielmehr sind es all die Hiobsbotschaften, welche dieses Jahr beinahe unablässig auf uns einprasseln und die mein Abnehmprojekt banal, sinnbefreit und bisweilen taktlos erscheinen und mich hin und wieder zweifeln lassen.

Da macht nicht irgend jemand, sondern ein Mensch, der einem am Herzen liegt, die Hölle durch und ich zähle währenddessen Kalorien. Ich schäme mich fast dafür.

So fragil, dieses menschliche Leben.

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Mary verdünnisiert sich – Wochenbilanz #3

„Das schaffen wir! Gemeinsam!“, sagte mein Mann, während er die XXL-Dose mit den doppelt gerösteten Erdnüssen öffnete. Und ehe ich es mich versah, hatte ich auch schon meine Griffel drin.  Ja, eine effektivere Unterstützung seitens meiner besseren Hälfte könnte ich mir echt kaum vorstellen.

Auch mein innerer Schweinehund machte sich einen Spaß daraus, mich die letze Woche ziemlich auf die Probe zu stellen. Wobei ich den  Verdacht hege, dass er mit meinem Mann gemeinsame Sache machte. Der tischte nämlich am Wochenende Riesenpizzen auf, die schon per se fast mein Tagesbudget an Kalorien sprengen. Und die Pssta mit Pesto war so lecker, dass ich beinahe ferngesteuert wieder an den Herd gelaufen bin, um mir Nachschub zu holen. Zweimal.  Da kann ich von Glück reden, dass ich trotz dieser Ausrutscher immerhin noch 800g verloren habe.

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Am Anfang war Lila: Kapitel 13

Tanz mit dem Dämon

Eine ungeheure Schwäche hat von Priska Besitz ergriffen. Marlene ist ein Dämon, der mit Engelszungen spricht. Trotzdem ist Priska geneigt, sich von ihren säuselnden Worten einlullen zu lassen. Sie ist so unsagbar müde. Zu müde sogar, um Angst zu verspüren. Allein die Liebe zu ihrer Tochter hält ihren Lebenswillen aufrecht. Bevor sie sich dem Tod zuwendet, der neben ihr geduldig auf seinen Einsatz wartet, wirft sie einen Blick in den Innenspiegel. Statt Elenas Augen begegnen ihr die des Geistermädchens. Eleonore hockt mit angezogenen Beinen neben dem Kindersitz. Die Arme hat sie um die Knie und ihre Puppe geschlungen. In einer wiegenden Bewegung schaukelt sie vor und zurück. Als wolle sie sich selbst beruhigen. Ihre Mimik kann Priska nicht recht deuten. Die Gesichtszüge des Gespensterkindes sind verschwommener als die letzten Male. Nur ihre dunklen Augen stechen hervor. Und sie sind angsterfüllt. Elena dagegen hat noch immer ihre Hände vorm Gesicht. Ob zum Schutz vor den Fliegen oder aus schierer Verzweiflung, vermag Priska nicht zu sagen. Soviel leichter wäre ihr ums Herz, wenn sie das Kind in Sicherheit wüsste. Instinktiv greift Priska nach hinten. Sie bekommt Elenas rechten Unterschenkel zu fassen und drückt ihn sachte. Ihre Tochter anzusprechen, traut sie sich nicht. Und was soll sie schon sagen: »Du brauchst keine Angst zu haben. Alles ist gut.« Nein, solche Worte helfen jetzt nicht. Sie würden alles nur noch schlimmer machen. Nichts ist in Ordnung. Inständig hofft Priska, dass Elenas Kinderseele unversehrt aus diesem Grauen hervorgeht.

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Mary verdünnisiert sich – Wochenbilanz #2

Die zweite Woche meines Verschlankungsprojekts liegt hinter mir. Unglaublich. So schnell vergeht die Zeit. Und ich lebe noch. Auch ohne meine allabendliche 300g Vollmilchschokolade, nebst wahlweise einer Tüte Gummibären oder einer Dose gerösteten Erdnüssen. Bei Twitter habe ich folgenden Spruch gelesen:  „Heute in einem Jahr wirst du dir wünschen, du hättest heute angefangen“ (Karen Lamb). Und tatsächlich habe ich das schon oft gedacht. Damit ist jetzt Schluss. Nie wieder werde ich neu anfangen, denn ich zieh das jetzt durch. Egal, wie groß bisweilen die Gier nach einem süßen Stresshemmer sein mag. Und gleich, welch abstruse Problemlösungen der Alltag mit meinen beiden geliebten Terrorurscheln von mir abfordert. Amen.

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Tagesnotizen #18: Hoch hinaus und andere Spielplatz-Grenzerfahrungen

Wie ein jeder sicher weiß, vergisst das Internet nicht einmal den kleinsten Scheiß.

Gerade, was Einblicke in unseren Familienalltag angeht, wäge ich daher schon genau ab, was online gehen darf und was nicht.

Eine Grenze ziehe ich z.B. bei Inhalten, die meine Kinder in irgendeiner Form diskreditieren oder bloßstellen könnten. Ich habe da ein ziemlich abschreckendes Bild vor Augen: Meine Wenigkeit auf dem Sterbebett. Die holden Töchter mit anklagenden Mienen neben meiner vorletzten Ruhestatt: „Wenn du dich damals nicht öffentlich über unsere kleinkindlichen Eskapaden ausgelassen hättest, wäre unser Leben anders verlaufen. Viel besser nämlich. Du und dein blöder Blog sind daran schuld, dass wir jetzt nirgends mehr einen Fuß in die Tür kriegen!“ Die mahnend erhobenen Zeigefinger beschleunigen meinen allerletzten Atemzug und völlig ver- und am Boden zerstört scheide ich dahin. Nein, so will ich wahrlich nicht abtreten.

Aber es gibt Tage und Situationen, die müssen einfach verewigt werden. Auch wenn ich meinen Kindern dafür kurzfristig den Heiligenschein abnehmen und ihnen ein wenig von ihrem goldenen Engelsglanz entwenden muss. Warum? Weil ich über diese Anekdoten noch in dreißig Jahren lachen will – hoffentlich zusammen mit meinen Kindern. Und weil diese aberwitzigen Erlebnisse vielleicht auch anderen Eltern, die gerade ähnlich gebeutelt sind, ein Lächeln aufs Gesicht zaubern.

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Mary verdünnisiert sich – Wochenbilanz #1

Nein, ich mache mich nicht vom Acker. Aber das ein oder andere Pfund soll in der nächsten Zeit durchaus auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Eigentlich wollte ich es mir verkneifen, Euch mit einem Abnehmtagebuch quälen. Doch zu Motivations- und Dokumentationszwecken werde ich nun doch einmal pro Woche einen einschlägigen Blogpost loslassen. Falls es irgendwann keine Wochenbilanzen mehr gibt, bin ich entweder gescheitert oder habe mein Ziel tatsächlich erreicht. Wer mit dem Thema Abspecken nichts am Hut hat, der kann bei »Mary verdünnisiert sich – Wochenbilanz xy« getrost zum Lesen aufhören. Er verpasst nix.

Auf dem kleinen Pic im Titelbild sind meine beiden Füße noch heil. Ein paar Tage später habe ich mir jedoch einen zweifachen Bänderriss zugezogen. „Ein Bandl is komplett abgrissen, und des ondere da hat a an Dätscherer.“ So lautete der lapidare Kommentar des Arztes. Ich war sogar so umsichtig gewesen, abzuwägen, ob mich das Trampolin aushält. Nebst vier kleinen Kindern und einer weiteren Mutter, die jedoch geschätzte dreissig Kilogramm weniger als ich auf die Waage bringt. An den hölzernen Tritt vor dem Spaßtempel habe ich allerdings überhaupt nicht geachtet. Beherzt und schwungvoll trat ich auf die erste Stufe. Es dauerte nicht einmal den Bruchteil einer Sekunde und wir – die Stufe und ich – brachen beide ächzend in uns zusammen. Splitterndes Holz, stechende Schmerzen, große Kinderaugen. Hollywoodreifer Slapstick. Zum Brüllen komisch. Wären da nicht die weniger lustigen Konsequenzen.

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