Von jung und angejahrt in Wort und Bild

Monat: Januar 2016

Alltagsblues?

Des Menschen Gemüt ist leider so konstruiert, dass ein Zustand immerwährender Zufriedenheit kaum zu erreichen ist.

Vor einem Dreivierteljahr war noch jede Mahlzeit, die wir ohne Babygeschreiuntermalung einnehmen konnten, wie Weihnachten. Heute wünsche ich mir, einmal in Ruhe essen zu können, ohne dass mir das Eiliensche Löcher in den Bauch fragt, kategorisch zu allem „Iiiiih“ sagt, was auf ihrem Teller liegt und ich mit dem Ämmale nicht nach jedem einzelnen Happen einen anstrengenden Ringkampf um den Breilöffel ausfechten, sie dabei mit diversen Spielsachen bespaßen und  später die Kollateralschäden von Wänden, Möbeln und Böden schrubben muss.

Damals war ich unendlich dankbar dafür, dass ich nach jener unsäglichen Odyssee von Krankheiten und  Fieberschüben wider Erwarten doch nicht abgekratzt bin.  Aktuell machen mich schon solche Lappalien wie das ständige Bakterien- und Virenpingpong mürbe.

Warum ist das so?

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Böser Logikschnitzer in Kapitel 5

Einen der zahlreichen Nachteile am Blogromanformat habe ich gestern Abend zu spüren bekommen. M. und ich frönten gerade einer Folge „Lost“ auf DVD.  Da schossen mir quasi aus dem Nichts zwei Gedanken in den Schädel, die meinen Puls augenblicklich in schwindelerregende Höhen trieben.

„Machen die bei der Bergrettung nur einen Crash-Kurs?“

Und:

„Würden sie wirklich einen Anwärter mit Hirntumor aufnehmen?“

In beiden Fällen drängt sich doch sofort die Frage auf, wer bereit wäre, solch ein Sicherheitsrisiko einzugehen. Die Antwort konnte ich mir innerhalb von Sekundenbruchteilen selbst geben: Keiner.

Fröhlich, frisch und frei bin ich tatsächlich gleich zweimal in die Deppenfalle für betriebsblinde, hin und wieder aus der Hüfte feuernden Möchtegernautoren getappt.  Doppelt hält bekanntlich besser.

Warum ich mir dieses Fauxpas nicht bereits während des Schreibens gewahr wurde, ist mir ein absolutes Rätsel, welches durchaus mit den in „Lost“ aufgeworfenen Mysterien mitzuhalten in der Lage ist.

Besonders tückisch bzw. logikfehleranfällig sind wohl gerade solche „Nebenschauplätze“, die für das weitere Geschehen nicht weiter von Belang sind und daher nicht unbedingt bis ins kleinste Detail ausgeleuchtet werden. Doch das ist keine Entschuldigung. Ich selbst HASSE Logikfehler in Geschichten. Sie trüben meines Ermessens den Lesegenuss beträchtlich, gerade, wenn es sich um gröbere Schnitzer handelt.

Wahrscheinlich musste ich das Geschriebene wirklich erst sacken lassen, bevor der gesunde Menschenverstand so gütig war, mir die Scheuklappen abzunehmen.  Das ist ja tatsächlich ein Punkt, der immer und immer wieder als Schreibtipp bemüht wird: Entwurf für einige Zeit beiseite legen. Abstand gewinnen. Dann erst überarbeiten.

Nur ist dies bei einem Blogroman nicht so ohne Weiteres umzusetzen. Zumindest ich habe damit erhebliche Probleme. Mein Schreibtempo ist aufgrund der äußeren Umstände  stark verbesserungswürdig. Wenn ich jedem Kapitel nach dem Schreiben erstmal eine gewisse Ruhezeit gönne, geht pro Monat nur ein Kapitel online. Das möchte ich den Lesern nicht antun. Allerdings werde ich zukünftig zwischen Schreiben und Veröffentlichen zumindest einen Tag Zwangspause einlegen und damit hoffentlich das Risiko für einen weiteren Lapsus dieser Art mindern.  Andernfalls steht das gestrenge Gespenst, welches diesen Eintrag ziert, schon bereit.

Das 5. Kapitel habe ich nun folgendermaßen abgeändert:

 

Versonnen strich Ranieri mit seinen Fingerkuppen über ihre Wangen. »Ich wollte mich der Bergrettung anschließen«, informierte er sie.

»Wie bist Du denn auf die Idee gekommen?« Priska war ein wenig verblüfft angesichts dieses abrupten Themenwechsels.

»Sie suchen immer händeringend nach Leuten und guten Kletterern.« Er machte eine kurze Pause und wickelte sich eine ihrer Haarsträhnen um den Zeigefinger.

»Aber sie erklärten mir, dass die Ausbildung mindestens zwei Jahre dauert. Doppelt so lange, wie ich voraussichtlich noch leben werde.« Er lachte bitter auf. »Außerdem ist es fraglich, ob sie mich mit meinem… Handicap …überhaupt aufgenommen hätten. Doch es wäre eine Möglichkeit gewesen, die Zeit, die mir noch bleibt, sinnvoll zu nutzen. Und mich hätten sie gerne zu den riskantesten Einsätzen beordern dürfen. Wäre ich dabei drauf gegangen, hätte ich nicht auf den Tod warten müssen. Das ist nämlich ein echt ätzendes Gefühl und es wird noch schlimmer werden. Oft denke ich, es wäre besser, ich würde gleich abkratzen. Dann hätte ich es wenigstens hinter mir.«

 

Vielleicht ein wenig holprig, aber immerhin ist der Logikfehler ausgemerzt.

Am Anfang war Lila: Kapitel 5

Im Anfang das Ende

»Seit wann weißt Du es?«

Ihre Stimme bebte und sie spürte, wie der Schmerz ihr Herz bereits flutete und jeden noch so kleinen Hoffnungsschimmer augenblicklich ertränkte.

Er wirkte unversehrt. Nichts an Ranieris attraktiver Erscheinung deutete auf das Monster hin, das sich durch seinen Kopf fraß. Doch die Hand, mit der er sich zerstreut über das dichte Blondhaar strich, zitterte.

»Die Diagnose steht seit einer Woche.«

Beinahe zwanzig Jahre ist jenes Gespräch nun her. Und doch hat Priska das Gefühl, es habe erst gestern stattgefunden. Sie kann sich an jedes einzelne Wort erinnern.

Es war ein sonniger Maientag, der sich mit verheißungsvollen Frühlingsdüften und dem bunten, pulsierenden Leben selbst tarnte, dabei jedoch in Wirklichkeit den Tod mit sich trug. Das Grauen erscheint noch unerträglicher, wenn es in schöner Gestalt daherkommt. Am Himmel tummelten sich luftige Wattewolken, die Bienen summten, die Kinder machten Hüpfspiele auf dem warmen Asphalt, die Amseln sangen ihre fröhlichsten Melodien, die kleinen Schaumkronen auf dem Eisack glitzerten.

Und Ranieri würde sterben.

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Meine kleine Große malt

Einige Leser besuchen meinen Blog in erster Linie wegen der Zeichnungen unserer Erstgeborenen. Meine  wortreichen Ergüsse registrieren sie eher als Randgeplänkel oder Hintergrundrauschen. Ich nehme es nicht persönlich.  😉

Hier also eine wortkarge, dafür bilderreiche Spezialausgabe der aktuellsten Werke meines Eiliensche.

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Insomnia

Wahrscheinlich werde ich irgendwann von chronischer Insomnie zu seniler Bettflucht überwechseln.

„Warum schläfst Du nicht einfach, wenn Du müde bist?“
–  „Ja – und warum hältst Du nicht einfach die Klappe, wenn Du keinen blassen Dunst hast?“

„Der Körper holt sich schon, was er braucht. Keine Sorge.“
– „Aha. Dann ist es also völlig normal, im Durchschnitt mit 1-3 Stunden Schlaf auszukommen und auf Dauersparflamme dahin zu röcheln – äh – zu köcheln.“

„Power Dich mit Sport aus, bis Du kurz vorm Umfallen bist. Dann schläfst Du wie ein Baby.“
– „Umfallen ist kein Problem. Schlafen schon. Und wieso sind immer alle der irrigen Ansicht, Babys würden so gut schlafen?“

„Nimm Baldrian.“
– „Ach Schnuckelchen.  Selbst, wenn die Hardcore-Schlafpille versagt – Baldrian hilft bestimmt. Habe ich aber tatsächlich lange Zeit versucht. Damals, vor fast 10 Jahren.“

„Du hast aber gar keine Augenringe.“
– „Wozu gibt es Make-up?“

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Gedanken zum Plotten, Selfpublishing und Networken / Teil 2

In den vergangenen Monaten wurde ich schon mehrere Male mit der Frage konfrontiert, warum um alles in der Welt, ich meine Geschichte online und noch dazu in Form eines kostenlosen Blogromans veröffentliche.

Bereits mein ursprünglicher Plan, den Roman als Kindle-Ebook herauszubringen, bereitete einigen Leuten Bauchschmerzen. Nach wie vor sind viele der Ansicht, dass ausschließlich Verlagsautoren ernstzunehmende Schriftsteller seien und ich zumindest hätte versuchen sollen, mein Manuskript nach Fertigstellung einem renommierten Verlag anzudienen statt es im elektronischen Format und auf eigene Faust zu „verscherbeln“ oder  gar für lau anzubieten.

Diese klassische Variante wäre natürlich auch ein gangbarer Weg gewesen, aber die Frage ist, ob er tatsächlich jemals ans Ziel geführt hätte. So träumerisch ich auch veranlagt sein mag: Der Illusion, ausgerechnet mein Roman würde aus der gewaltigen Flut an täglich eingesandten Manuskripten gefischt werden, kann ich mich nicht hingeben. Diese wenig rosigen Aussichten, nur für mich und die Schublade zu schreiben, hätten meine Motivation sofort im Keim erstickt.

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Gedanken zum Plotten, Selfpublishing und Networken / Teil 1

Drei Anglizismen allein in der Überschrift. Es scheint schlimmer um mich bestellt zu sein, als ich dachte.  Allerdings kommt ein debütierender Autor heutzutage um diese Begriffe kaum noch herum.

Früher bin ich gerne der romantisch-verklärten  Vorstellung anheim gefallen, als Schriftstellerin könne ich abgeschottet  in meinem imaginären Turm vor mich hinschreiben und mich ohne jegliche störenden, ablenkenden Einflüsse von außen in meine Geschichten vertiefen.  Kaum hätte ich dann irgendwann die Fensterläden aufgestoßen und mein Näschen kurz an die frische Luft gehalten, wäre auch schon ein Ritter alias Verlag meinem leisen Ruf gefolgt und hurtig auf einem weißen Schimmel dahergaloppiert.

So funktioniert das natürlich nicht. Zumindest, was das Gros der Autorenfrischlinge angeht.

Bei mir zerplatzt diese schillernde Seifenblase bereits regelmäßig an dem Punkt, der endlose, ungestörte Schreiborgien voraussetzt.  Mit zwei kleinen Kindern öffnet sich nur selten bis gar nicht ein entsprechend großes Zeitfenster. Die Nächte durchzuschreiben, hat sich auf Dauer auch nicht als alltagstauglich erwiesen.  Als chronische Insomnikerin bin ich es gewohnt, mit wenig Schlaf auszukommen, aber ganz ohne geht es leider auch nicht.

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Am Anfang war Lila: Kapitel 4

Zeichen

»Heute Nacht hat er mich nicht besucht.« Elena stellt diesen Satz betont beiläufig in den Raum, während sie naserümpfend und scheinbar hochkonzentriert die Rosinen aus der bis zum Rand gefüllten Müslischale klaubt. Sie kann jedoch die in ihrer Stimme unterschwellig mitschwingende Enttäuschung nicht verbergen. Priska überlegt, ob sie diese Situation als so surreal empfindet, weil ihre graue Zellen noch in der flaumigen Zuckerwatte festkleben, mit der sie die Schlaftablette vor einigen Stunden fürsorglich umhüllt hat. Oder liegt es daran, dass ihre Tochter beim Frühstück im Plauderton von einer Geistererscheinung erzählt, als handle es sich hierbei um einen neuen Kindergartenfreund? Während Elena unter dem Tisch die buntbestrumpften Beine schlenkern lässt, schützt sie ihre Augen mit einer Hand vor dem gleißenden Sonnenlicht, das kraftvoll und ungebremst die gegenüberliegende Fensterfront durchdringt. Im Gegensatz zu Priska selbst wirkt das Kind alles andere als ängstlich. Fakt ist, dass es sich bei dem unheimlichen Besucher ganz offensichtlich um keine Eintagsfliege handelt und dass Priska noch etwas Anlaufzeit benötigt, bevor sie sich imstande sieht, adäquat auf ihre Tochter einzugehen. Zumindest, was dieses Thema anbelangt. Da Elena den geheimnisvollen Gast gestern mit keiner Silbe mehr erwähnt hatte, wollten Priska und Luis zunächst versuchen, das Ganze auf sich beruhen zu lassen. Ein Fehler, wie sich nun herausstellt.

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