Die von mir vollmundig angekündigte Leseprobe folgt, noch bevor diese Woche vorüber ist. Sofern meine liebreizenden Töchter nicht wieder heimlich ein Komplott schmieden. Jedenfalls bin ich dran. Am ersten Kapitel.

Meine Schreibambitionen für den heutigen Morgen wurden allerdings vom Ämmale gleich rigoros im Keim erstickt. Nach meiner obligatorischen Nasenspülung schlich ich auf Zehenspitzen ins Wohnzimmer. In meiner Rechten ein Teller mit Honigbroten, in der Linken meine Kaffeetasse, unter`n Arm geklemmt das Babyphone. Da krähte es schon ungehalten. Synchron. Von oben und aus dem Babyphone. 30 Minuten Powernap. Nicht mehr und nicht weniger. Ich gebe die Hoffnung trotzdem nicht auf, dass das Ämmale auch in meiner Obhut mal länger als eine halbe Stunde schläft. Mein Mann hatte kürzlich einen Tag Urlaub. Es war unser beider Wiegenfest und ausserdem musste ich mit dem Eiliensche Vormittags zum Kinderarzt. Als ich nach Hause kam, empfing mich ein tiefenentspannter M. „Das war total gechillt. Ich weiss gar nicht, was Du immer hast. Das Ämmale hat ruhig und friedlich 2h gepennt.“ Danke für`s Gespräch.

Straff eingewickelt lag ich gestern Abend auf meiner Wärmepackung und freute mich darauf, sogleich von meiner begnadeten Langzeitmasseuse durchgeknetet zu werden.

Ein Luxus, den ich mir einmal pro Woche gönne. 60 Minuten Ruheoase. Immerhin fünfzig Meter entfernt von dem Ort, wo Anarchie und Chaos herrschen und kleine Menschen mit teils brachialen Mitteln den Großen das Fürchten lehren.  Das Massagestudio befindet sich quasi gegenüber von unserer Strasse. Einer Sackgasse. Wie sollte es auch anders sein. Aber ich schweife ab.

„Am Anfang war Lila“

Wie ich da so wunderbar untätig herumlag, erschien dieser Titel vor meinem geistigen Auge.  Zunächst zaghaft flackernd. Dann penetrant blinkend.

Über einen passenden Buchtitel zerbreche ich mir schon die Birne, seit ich zu plotten angefangen habe.  Ohne (Arbeits-)titel kann ich nicht schreiben. Das ist einfach so. Und lieblos hingerotzt darf er auch nicht sein. Muss in mir schon etwas zum Klingen bzw. Schwingen bringen.

Im Gedankengespräch waren unter Anderem folgende Kandidaten:

„Ante Insomniam“ („Per Insomniam“, „Post Insomniam“) : Diese Titelanwärter liebäugelten mit der Idee an eine Di- oder sogar Triologie, was nach wie vor durchaus im Bereich des Möglichen liegt.  Aber das ist leise Zukunftsmusik von übermorgen.  Erstmal EIN Buch schaffen.  Außerdem: Zu pompös. Zu wuchtig. Zu Rumms. Und Latein. Ist auch nicht jedermanns/-fraus Geschmack.

„Laylas Erbe“ oder  „Laylas Vermächtnis“ oder „Laylas Gaben“ : Schnell verworfen. Zu platt. Zu dümmlich. Zu sehr Groschenroman.

„Schlaflos“: Da musste ich nicht einmal googeln, um zu wissen, dass bereits zig Bücher mit diesem Titel existieren.

„Lila Nachtigall“ oder „lila Libelle“: Zu nichtssagend. Einheitsbreigesülze.  Davon ab schwirren diese Wortkombinationen, wenn auch in anderem Kontext, bereits längst durchs Internet.

„Lila schimmert die Finsternis“ oder „Es schimmert lila die Finsternis“:  In einer weinseligen, romantischen Anwandlung erdacht und für passabel befunden. Im nüchternen Zustand postwendend ad acta gelegt. Zu schwülstig. Zu gewollt. Zu konstruiert. Hellhörigkeit wäre bereits angebracht gewesen, als M. sich bei der Alternative „Lila schillert die Finsternis“ vor Lachen fast an seinem Bier verschluckt hätte.

„Lila Schimmer“: Genau. Keinen blassen Schimmer hab ich. Weg damit.

„Atra Mater“: Daran klebe ich noch mit einer viertel Gehirnzelle, aber erinnert zu sehr an Alma Mater und noch dazu wieder Latein. Was haben die nur mit mir gemacht in der Schule?

Was ich noch auf dem Ideenzettel hatte:

„Tilil / Thilil“ (Wortspiel – Aufklärung hier nicht möglich, da Spoilergefahr)

„Tilils Kinder / (Thilils Kinder)“

„Jenseits des Grauens“ (grauenhaft)

„Gesang der Nachtschwalbe“

„Schwalbengesang“

„Kinder der Nacht“

„schwarzer Mond“

„Geistermond“

„Melodie des Windes“

„Töchter der Nacht“

„Das Versprechen“

„Der Pakt“

Das Meiste davon gibt es schon. Und so wirklich aus den Latschen hauen einen diese Titel auch nicht mehr.

„Am Anfang war Lila“ vielleicht auch nicht, aber es hat die richtige Saite in mir angestimmt. Daher wird mein Buchbaby jetzt so heissen. Für`s  Erste.

Laut deutscher Nationalbibliothek gibt es auch noch kein gleichlautendes Werk. Bei der VLB ist eine Registrierung notwendig und zur Kasse wird auch gleich gebeten, wenn ich einen Blick in die Datenbank riskieren möchte.  Oder vielleicht raffe ich auch das System nicht. Jedenfalls vertage ich das erstmal.